Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andern Leute lachten sie aus. Und
nun giengs wieder nach der Schwämme.
"Halt! Vater, sagte Georg, nun wollt ichs
nachgerade bald rathen, was es wäre." Vori-
gen Herbst, da unten am Graben, holten wir
einmal Wasser -- Stille, stille! sagte der
Vater. Wir werdens bald sehen.

Sie traten nun an die Schwämme, und
es sah in der That aus, als wäre alles Was-
ser Blut. Die ganze Oberfläche blutroth.
"Gieb einmal die Kelle her, Dorchen! und
du, Karl! ein Glas." Da steckte der Vater
die Kelle an seinen Stock, und schöpfte oben
ab ins Glas, bis es voll war. Nun hielt
ers in die Höhe gegen das Licht, und zeigte
es den Leuten.

Was war es nun? Unten im Glase alles
klar und helle; aber obenauf? Sehn Sie
doch, Vater! riefen die Kinder, da kribbelt
und wibbelt ja alles von rothen Thierchen.

O!
R 4

Die andern Leute lachten ſie aus. Und
nun giengs wieder nach der Schwaͤmme.
„Halt! Vater, ſagte Georg, nun wollt ichs
nachgerade bald rathen, was es waͤre.“ Vori-
gen Herbſt, da unten am Graben, holten wir
einmal Waſſer — Stille, ſtille! ſagte der
Vater. Wir werdens bald ſehen.

Sie traten nun an die Schwaͤmme, und
es ſah in der That aus, als waͤre alles Waſ-
ſer Blut. Die ganze Oberflaͤche blutroth.
„Gieb einmal die Kelle her, Dorchen! und
du, Karl! ein Glas.“ Da ſteckte der Vater
die Kelle an ſeinen Stock, und ſchoͤpfte oben
ab ins Glas, bis es voll war. Nun hielt
ers in die Hoͤhe gegen das Licht, und zeigte
es den Leuten.

Was war es nun? Unten im Glaſe alles
klar und helle; aber obenauf? Sehn Sie
doch, Vater! riefen die Kinder, da kribbelt
und wibbelt ja alles von rothen Thierchen.

O!
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0285" n="263"/>
        <p>Die andern Leute lachten &#x017F;ie aus. Und<lb/>
nun giengs wieder nach der Schwa&#x0364;mme.<lb/>
&#x201E;Halt! Vater, &#x017F;agte <hi rendition="#fr">Georg</hi>, nun wollt ichs<lb/>
nachgerade bald rathen, was es wa&#x0364;re.&#x201C; Vori-<lb/>
gen Herb&#x017F;t, da unten am Graben, holten wir<lb/>
einmal Wa&#x017F;&#x017F;er &#x2014; Stille, &#x017F;tille! &#x017F;agte der<lb/>
Vater. Wir werdens bald &#x017F;ehen.</p><lb/>
        <p>Sie traten nun an die Schwa&#x0364;mme, und<lb/>
es &#x017F;ah in der That aus, als wa&#x0364;re alles Wa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Blut. Die ganze Oberfla&#x0364;che blutroth.<lb/>
&#x201E;Gieb einmal die Kelle her, <hi rendition="#fr">Dorchen</hi>! und<lb/>
du, <hi rendition="#fr">Karl</hi>! ein Glas.&#x201C; Da &#x017F;teckte der Vater<lb/>
die Kelle an &#x017F;einen Stock, und &#x017F;cho&#x0364;pfte oben<lb/>
ab ins Glas, bis es voll war. Nun hielt<lb/>
ers in die Ho&#x0364;he gegen das Licht, und zeigte<lb/>
es den Leuten.</p><lb/>
        <p>Was war es nun? Unten im Gla&#x017F;e alles<lb/>
klar und helle; aber obenauf? Sehn Sie<lb/>
doch, Vater! riefen die Kinder, da kribbelt<lb/>
und wibbelt ja alles von <hi rendition="#fr">rothen Thierchen</hi>.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">O!</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0285] Die andern Leute lachten ſie aus. Und nun giengs wieder nach der Schwaͤmme. „Halt! Vater, ſagte Georg, nun wollt ichs nachgerade bald rathen, was es waͤre.“ Vori- gen Herbſt, da unten am Graben, holten wir einmal Waſſer — Stille, ſtille! ſagte der Vater. Wir werdens bald ſehen. Sie traten nun an die Schwaͤmme, und es ſah in der That aus, als waͤre alles Waſ- ſer Blut. Die ganze Oberflaͤche blutroth. „Gieb einmal die Kelle her, Dorchen! und du, Karl! ein Glas.“ Da ſteckte der Vater die Kelle an ſeinen Stock, und ſchoͤpfte oben ab ins Glas, bis es voll war. Nun hielt ers in die Hoͤhe gegen das Licht, und zeigte es den Leuten. Was war es nun? Unten im Glaſe alles klar und helle; aber obenauf? Sehn Sie doch, Vater! riefen die Kinder, da kribbelt und wibbelt ja alles von rothen Thierchen. O! R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/285
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/285>, abgerufen am 27.11.2024.