in der Folge so nützlich, als Lesen, Schreiben und Rechnen. Ich dächte, du hättest nach- gerade selbst den Verstand, das einzusehen. Daher wäre es dir keine sonderliche Ehre, wenn dich die Mutter zwingen mußte, diese nützlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel, weil es dann nichts mit Lust, und aus eige- nem Triebe thut -- nicht weil es will, son- dern weil es muß. Es wird ihm noch zwey- mal so schwer, und was es mit Zwang hat lernen müssen, das behält es auch nicht lan- ge. Das siehst du schon an dir selbst, wie sauer dir das Stricken wird, weil du keine Lust dazu hast.
Aber laß nun einmal über die Sache ver- nünftig mit dir reden.
1) Kannst du gewiß glauben: Alles, was dich dein Vater und deine Mutter lehren, und wollen lernen lassen, das muß dir nützlich seyn,
wenn
in der Folge ſo nuͤtzlich, als Leſen, Schreiben und Rechnen. Ich daͤchte, du haͤtteſt nach- gerade ſelbſt den Verſtand, das einzuſehen. Daher waͤre es dir keine ſonderliche Ehre, wenn dich die Mutter zwingen mußte, dieſe nuͤtzlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel, weil es dann nichts mit Luſt, und aus eige- nem Triebe thut — nicht weil es will, ſon- dern weil es muß. Es wird ihm noch zwey- mal ſo ſchwer, und was es mit Zwang hat lernen muͤſſen, das behaͤlt es auch nicht lan- ge. Das ſiehſt du ſchon an dir ſelbſt, wie ſauer dir das Stricken wird, weil du keine Luſt dazu haſt.
Aber laß nun einmal uͤber die Sache ver- nuͤnftig mit dir reden.
1) Kannſt du gewiß glauben: Alles, was dich dein Vater und deine Mutter lehren, und wollen lernen laſſen, das muß dir nuͤtzlich ſeyn,
wenn
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0258"n="236"/>
in der Folge ſo nuͤtzlich, als Leſen, Schreiben<lb/>
und Rechnen. Ich daͤchte, du haͤtteſt nach-<lb/>
gerade ſelbſt den Verſtand, das einzuſehen.<lb/>
Daher waͤre es dir keine ſonderliche Ehre,<lb/>
wenn dich die Mutter zwingen mußte, dieſe<lb/>
nuͤtzlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum<lb/>
Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel,<lb/>
weil es dann nichts mit Luſt, und aus eige-<lb/>
nem Triebe thut — nicht weil es <hirendition="#fr">will</hi>, ſon-<lb/>
dern weil es <hirendition="#fr">muß</hi>. Es wird ihm noch zwey-<lb/>
mal ſo ſchwer, und was es mit Zwang hat<lb/>
lernen muͤſſen, das behaͤlt es auch nicht lan-<lb/>
ge. Das ſiehſt du ſchon an dir ſelbſt, wie<lb/>ſauer dir das Stricken wird, weil du keine<lb/>
Luſt dazu haſt.</p><lb/><p>Aber laß nun einmal uͤber die Sache ver-<lb/>
nuͤnftig mit dir reden.</p><lb/><p>1) Kannſt du gewiß glauben: Alles, was<lb/>
dich dein Vater und deine Mutter lehren, und<lb/>
wollen lernen laſſen, das muß dir nuͤtzlich ſeyn,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wenn</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[236/0258]
in der Folge ſo nuͤtzlich, als Leſen, Schreiben
und Rechnen. Ich daͤchte, du haͤtteſt nach-
gerade ſelbſt den Verſtand, das einzuſehen.
Daher waͤre es dir keine ſonderliche Ehre,
wenn dich die Mutter zwingen mußte, dieſe
nuͤtzlichen Dinge zu lernen. Ein Kind zum
Lernen zu zwingen, davon halte ich nicht viel,
weil es dann nichts mit Luſt, und aus eige-
nem Triebe thut — nicht weil es will, ſon-
dern weil es muß. Es wird ihm noch zwey-
mal ſo ſchwer, und was es mit Zwang hat
lernen muͤſſen, das behaͤlt es auch nicht lan-
ge. Das ſiehſt du ſchon an dir ſelbſt, wie
ſauer dir das Stricken wird, weil du keine
Luſt dazu haſt.
Aber laß nun einmal uͤber die Sache ver-
nuͤnftig mit dir reden.
1) Kannſt du gewiß glauben: Alles, was
dich dein Vater und deine Mutter lehren, und
wollen lernen laſſen, das muß dir nuͤtzlich ſeyn,
wenn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/258>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.