Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Augen dicht und fest zu. Es wurde zwar
gleich ein Wundarzt geholt, als er aber ab-
gewaschen wurde, gieng Haut und Haare
herunter. Das ganze Gesicht war roh Fleisch.
Darauf wurde nun eine Brandsalbe drauf ge-
legt, und man trug ihn nach Hause.

Wenn nur dieß das ganze Unglück gewe-
sen wäre! Des andern Tages erfuhr man das
noch größere. Beyde Augen waren weg,
und völlig verbrannt, daß er in seinem Leben
keinen Stich wieder sehen konnte. Ach wie
hatten sich da seine Aeltern so übel! Es war
kaum zu beschreiben.

Nach vier Wochen wurde er so ziemlich
wieder zurechte -- aber wie er aufstand und
blind war -- wie er bald von einem Bruder,
bald von einer Schwester kümmerlich gefüh-
ret wurde -- wie das aussah? was er da-
bey empfand? was seine Aeltern dabey litten?
was das für ein Elend, Jammer und Weh-

klagen
O 3

Die Augen dicht und feſt zu. Es wurde zwar
gleich ein Wundarzt geholt, als er aber ab-
gewaſchen wurde, gieng Haut und Haare
herunter. Das ganze Geſicht war roh Fleiſch.
Darauf wurde nun eine Brandſalbe drauf ge-
legt, und man trug ihn nach Hauſe.

Wenn nur dieß das ganze Ungluͤck gewe-
ſen waͤre! Des andern Tages erfuhr man das
noch groͤßere. Beyde Augen waren weg,
und voͤllig verbrannt, daß er in ſeinem Leben
keinen Stich wieder ſehen konnte. Ach wie
hatten ſich da ſeine Aeltern ſo uͤbel! Es war
kaum zu beſchreiben.

Nach vier Wochen wurde er ſo ziemlich
wieder zurechte — aber wie er aufſtand und
blind war — wie er bald von einem Bruder,
bald von einer Schweſter kuͤmmerlich gefuͤh-
ret wurde — wie das ausſah? was er da-
bey empfand? was ſeine Aeltern dabey litten?
was das fuͤr ein Elend, Jammer und Weh-

klagen
O 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0235" n="213"/>
Die Augen dicht und fe&#x017F;t zu. Es wurde zwar<lb/>
gleich ein Wundarzt geholt, als er aber ab-<lb/>
gewa&#x017F;chen wurde, gieng Haut und Haare<lb/>
herunter. Das ganze Ge&#x017F;icht war roh Flei&#x017F;ch.<lb/>
Darauf wurde nun eine Brand&#x017F;albe drauf ge-<lb/>
legt, und man trug ihn nach Hau&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Wenn nur dieß das ganze Unglu&#x0364;ck gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;re! Des andern Tages erfuhr man das<lb/>
noch gro&#x0364;ßere. <hi rendition="#fr">Beyde Augen waren weg,</hi><lb/>
und vo&#x0364;llig verbrannt, daß er in &#x017F;einem Leben<lb/>
keinen Stich wieder &#x017F;ehen konnte. Ach wie<lb/>
hatten &#x017F;ich da &#x017F;eine Aeltern &#x017F;o u&#x0364;bel! Es war<lb/>
kaum zu be&#x017F;chreiben.</p><lb/>
        <p>Nach vier Wochen wurde er &#x017F;o ziemlich<lb/>
wieder zurechte &#x2014; aber wie er auf&#x017F;tand und<lb/>
blind war &#x2014; wie er bald von einem Bruder,<lb/>
bald von einer Schwe&#x017F;ter ku&#x0364;mmerlich gefu&#x0364;h-<lb/>
ret wurde &#x2014; wie das aus&#x017F;ah? was er da-<lb/>
bey empfand? was &#x017F;eine Aeltern dabey litten?<lb/>
was das fu&#x0364;r ein Elend, Jammer und Weh-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O 3</fw><fw place="bottom" type="catch">klagen</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[213/0235] Die Augen dicht und feſt zu. Es wurde zwar gleich ein Wundarzt geholt, als er aber ab- gewaſchen wurde, gieng Haut und Haare herunter. Das ganze Geſicht war roh Fleiſch. Darauf wurde nun eine Brandſalbe drauf ge- legt, und man trug ihn nach Hauſe. Wenn nur dieß das ganze Ungluͤck gewe- ſen waͤre! Des andern Tages erfuhr man das noch groͤßere. Beyde Augen waren weg, und voͤllig verbrannt, daß er in ſeinem Leben keinen Stich wieder ſehen konnte. Ach wie hatten ſich da ſeine Aeltern ſo uͤbel! Es war kaum zu beſchreiben. Nach vier Wochen wurde er ſo ziemlich wieder zurechte — aber wie er aufſtand und blind war — wie er bald von einem Bruder, bald von einer Schweſter kuͤmmerlich gefuͤh- ret wurde — wie das ausſah? was er da- bey empfand? was ſeine Aeltern dabey litten? was das fuͤr ein Elend, Jammer und Weh- klagen O 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/235
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/235>, abgerufen am 02.05.2024.