Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783.

Bild:
<< vorherige Seite

Liebmann. Es gieng so weit, daß un-
ter dem Schein des Aberglaubens und der
Hexerey, alle Bosheit und Rache gegen die
unschuldigsten Leute ausgeübt wurde. Wenn
einer wider den andern was hatte, so durfte
er nur sagen: Ich habe den Drachen auf sei-
nem Hause gesehen; oder: Ich habe ihn auf
dem Brocksberge gesehen, von dem man glaub-
te, daß sich in der Walpurgisnacht, oder in
der Nacht auf den ersten May, alle Hexen
und bösen Geister auf demselben versammle-
ten; gleich war er schuldig, verbrannt zu
werden.

Ich sage noch einmal, lieben Kinder! dankt
Gott, daß ihr in bessern Zeiten lebt.

Dorchen. Schade für den Drachen. Fort
mit den Hexen. Heysa! mich soll keine alte
Anne mehr zu fürchten machen.



XXXVII.

Liebmann. Es gieng ſo weit, daß un-
ter dem Schein des Aberglaubens und der
Hexerey, alle Bosheit und Rache gegen die
unſchuldigſten Leute ausgeuͤbt wurde. Wenn
einer wider den andern was hatte, ſo durfte
er nur ſagen: Ich habe den Drachen auf ſei-
nem Hauſe geſehen; oder: Ich habe ihn auf
dem Brocksberge geſehen, von dem man glaub-
te, daß ſich in der Walpurgisnacht, oder in
der Nacht auf den erſten May, alle Hexen
und boͤſen Geiſter auf demſelben verſammle-
ten; gleich war er ſchuldig, verbrannt zu
werden.

Ich ſage noch einmal, lieben Kinder! dankt
Gott, daß ihr in beſſern Zeiten lebt.

Dorchen. Schade fuͤr den Drachen. Fort
mit den Hexen. Heyſa! mich ſoll keine alte
Anne mehr zu fuͤrchten machen.



XXXVII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0208" n="186"/>
        <p><hi rendition="#fr">Liebmann</hi>. Es gieng &#x017F;o weit, daß un-<lb/>
ter dem Schein des Aberglaubens und der<lb/>
Hexerey, alle Bosheit und Rache gegen die<lb/>
un&#x017F;chuldig&#x017F;ten Leute ausgeu&#x0364;bt wurde. Wenn<lb/>
einer wider den andern was hatte, &#x017F;o durfte<lb/>
er nur &#x017F;agen: Ich habe den Drachen auf &#x017F;ei-<lb/>
nem Hau&#x017F;e ge&#x017F;ehen; oder: Ich habe ihn auf<lb/>
dem Brocksberge ge&#x017F;ehen, von dem man glaub-<lb/>
te, daß &#x017F;ich in der Walpurgisnacht, oder in<lb/>
der Nacht auf den er&#x017F;ten May, alle Hexen<lb/>
und bo&#x0364;&#x017F;en Gei&#x017F;ter auf dem&#x017F;elben ver&#x017F;ammle-<lb/>
ten; gleich war er &#x017F;chuldig, verbrannt zu<lb/>
werden.</p><lb/>
        <p>Ich &#x017F;age noch einmal, lieben Kinder! dankt<lb/>
Gott, daß ihr in be&#x017F;&#x017F;ern Zeiten lebt.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#fr">Dorchen</hi>. Schade fu&#x0364;r den Drachen. Fort<lb/>
mit den Hexen. Hey&#x017F;a! mich &#x017F;oll keine alte<lb/>
Anne mehr zu fu&#x0364;rchten machen.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">XXXVII.</hi> </fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[186/0208] Liebmann. Es gieng ſo weit, daß un- ter dem Schein des Aberglaubens und der Hexerey, alle Bosheit und Rache gegen die unſchuldigſten Leute ausgeuͤbt wurde. Wenn einer wider den andern was hatte, ſo durfte er nur ſagen: Ich habe den Drachen auf ſei- nem Hauſe geſehen; oder: Ich habe ihn auf dem Brocksberge geſehen, von dem man glaub- te, daß ſich in der Walpurgisnacht, oder in der Nacht auf den erſten May, alle Hexen und boͤſen Geiſter auf demſelben verſammle- ten; gleich war er ſchuldig, verbrannt zu werden. Ich ſage noch einmal, lieben Kinder! dankt Gott, daß ihr in beſſern Zeiten lebt. Dorchen. Schade fuͤr den Drachen. Fort mit den Hexen. Heyſa! mich ſoll keine alte Anne mehr zu fuͤrchten machen. XXXVII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/208
Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 2. Leipzig, 1783, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib02_1783/208>, abgerufen am 03.12.2024.