arme Thier! sagten die andern mitleidigen Kinder, die bey uns standen. So macht es Wilhelm immer, und so grausam geht er mit den Thieren um.
Stille, ganz stille, sagte die Mutter: er solls gewiß nicht wieder thun. Sie gieng vor nach dem Hofe, und holte einen Strick. Nun rief sie Wilhelmen, der ganz außer Athem in den Thorweg kam, und noch sag- te: das war eine rechte Lust. Die Mutter stellte sich, als hätte sie nichts gesehen, und fragte: was hast du denn für eine Lust ge- habt? Da, antwortete er, hab' ich die En- te brav herumgejagt, daß sie nicht mehr kann. So, sagte die Mutter, das gefiel der Ente wohl recht wohl? und indem hatte sie ihn beym Arme, machte ihm den Strick um den Leib, und nahm ihm die Gerte weg. Ma- ma! rief er, was wollen sie machen? Ich habe ja nichts gethan. Lauf! Lauf! war die
Ant-
arme Thier! ſagten die andern mitleidigen Kinder, die bey uns ſtanden. So macht es Wilhelm immer, und ſo grauſam geht er mit den Thieren um.
Stille, ganz ſtille, ſagte die Mutter: er ſolls gewiß nicht wieder thun. Sie gieng vor nach dem Hofe, und holte einen Strick. Nun rief ſie Wilhelmen, der ganz außer Athem in den Thorweg kam, und noch ſag- te: das war eine rechte Luſt. Die Mutter ſtellte ſich, als haͤtte ſie nichts geſehen, und fragte: was haſt du denn fuͤr eine Luſt ge- habt? Da, antwortete er, hab’ ich die En- te brav herumgejagt, daß ſie nicht mehr kann. So, ſagte die Mutter, das gefiel der Ente wohl recht wohl? und indem hatte ſie ihn beym Arme, machte ihm den Strick um den Leib, und nahm ihm die Gerte weg. Ma- ma! rief er, was wollen ſie machen? Ich habe ja nichts gethan. Lauf! Lauf! war die
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arme Thier! ſagten die andern mitleidigen
Kinder, die bey uns ſtanden. So macht es
Wilhelm immer, und ſo grauſam geht er
mit den Thieren um.
Stille, ganz ſtille, ſagte die Mutter: er
ſolls gewiß nicht wieder thun. Sie gieng
vor nach dem Hofe, und holte einen Strick.
Nun rief ſie Wilhelmen, der ganz außer
Athem in den Thorweg kam, und noch ſag-
te: das war eine rechte Luſt. Die Mutter
ſtellte ſich, als haͤtte ſie nichts geſehen, und
fragte: was haſt du denn fuͤr eine Luſt ge-
habt? Da, antwortete er, hab’ ich die En-
te brav herumgejagt, daß ſie nicht mehr kann.
So, ſagte die Mutter, das gefiel der Ente
wohl recht wohl? und indem hatte ſie ihn
beym Arme, machte ihm den Strick um den
Leib, und nahm ihm die Gerte weg. Ma-
ma! rief er, was wollen ſie machen? Ich
habe ja nichts gethan. Lauf! Lauf! war die
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/82>, abgerufen am 16.02.2025.
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