Kindern das nur so vor, weil sichs nicht für uns schickt, und wir es auch noch nicht ver- stehen, wie die kleinen Kinder in die Welt kommen.
Der liebe Gott, als der Schöpfer und Erhalter aller Kreaturen, sagte mein Vater, läßt sie als Menschen von Menschen geboren werden, und schenkt sie den Aeltern. Die Mutter giebt ihnen die erste Nahrung aus ihrer Brust. Die haben wir auch bekom- men, da wir noch so einfältig und hülflos wie die jungen Hunde waren. Ach du lieber Gott, was sind wir jetzt schon, da wir ste- hen, hören, gehen, reden, uns besinnen, und unser Butterbrod fordern können! Ich fühle es recht sehr, wie sauer wir den Aeltern werden, und wie viel Gutes sie von unserm ersten Anfange an, da wir noch elender dran waren, als die jungen Thiere, an uns täglich
gethan
Kindern das nur ſo vor, weil ſichs nicht fuͤr uns ſchickt, und wir es auch noch nicht ver- ſtehen, wie die kleinen Kinder in die Welt kommen.
Der liebe Gott, als der Schoͤpfer und Erhalter aller Kreaturen, ſagte mein Vater, laͤßt ſie als Menſchen von Menſchen geboren werden, und ſchenkt ſie den Aeltern. Die Mutter giebt ihnen die erſte Nahrung aus ihrer Bruſt. Die haben wir auch bekom- men, da wir noch ſo einfaͤltig und huͤlflos wie die jungen Hunde waren. Ach du lieber Gott, was ſind wir jetzt ſchon, da wir ſte- hen, hoͤren, gehen, reden, uns beſinnen, und unſer Butterbrod fordern koͤnnen! Ich fuͤhle es recht ſehr, wie ſauer wir den Aeltern werden, und wie viel Gutes ſie von unſerm erſten Anfange an, da wir noch elender dran waren, als die jungen Thiere, an uns taͤglich
gethan
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0049"n="27"/>
Kindern das nur ſo vor, weil <choice><sic>ſtchs</sic><corr>ſichs</corr></choice> nicht fuͤr<lb/>
uns ſchickt, und wir es auch noch nicht ver-<lb/>ſtehen, wie die kleinen Kinder in die Welt<lb/>
kommen.</p><lb/><p>Der liebe Gott, als der Schoͤpfer und<lb/>
Erhalter aller Kreaturen, ſagte mein Vater,<lb/>
laͤßt ſie als Menſchen von Menſchen geboren<lb/>
werden, und ſchenkt ſie den Aeltern. Die<lb/>
Mutter giebt ihnen die erſte Nahrung aus<lb/>
ihrer Bruſt. Die haben wir auch bekom-<lb/>
men, da wir noch ſo einfaͤltig und huͤlflos<lb/>
wie die jungen Hunde waren. Ach du lieber<lb/>
Gott, was ſind wir jetzt ſchon, da wir ſte-<lb/>
hen, hoͤren, gehen, reden, uns beſinnen,<lb/>
und unſer Butterbrod fordern koͤnnen! Ich<lb/>
fuͤhle es recht ſehr, wie ſauer wir den Aeltern<lb/>
werden, und wie viel Gutes ſie von unſerm<lb/>
erſten Anfange an, da wir noch elender dran<lb/>
waren, als die jungen Thiere, an uns taͤglich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gethan</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[27/0049]
Kindern das nur ſo vor, weil ſichs nicht fuͤr
uns ſchickt, und wir es auch noch nicht ver-
ſtehen, wie die kleinen Kinder in die Welt
kommen.
Der liebe Gott, als der Schoͤpfer und
Erhalter aller Kreaturen, ſagte mein Vater,
laͤßt ſie als Menſchen von Menſchen geboren
werden, und ſchenkt ſie den Aeltern. Die
Mutter giebt ihnen die erſte Nahrung aus
ihrer Bruſt. Die haben wir auch bekom-
men, da wir noch ſo einfaͤltig und huͤlflos
wie die jungen Hunde waren. Ach du lieber
Gott, was ſind wir jetzt ſchon, da wir ſte-
hen, hoͤren, gehen, reden, uns beſinnen,
und unſer Butterbrod fordern koͤnnen! Ich
fuͤhle es recht ſehr, wie ſauer wir den Aeltern
werden, und wie viel Gutes ſie von unſerm
erſten Anfange an, da wir noch elender dran
waren, als die jungen Thiere, an uns taͤglich
gethan
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/49>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.