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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.

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aus dem Halse, und Minchen wollte immer
ersticken. Als er kam, konnte er die Nadel
nicht mehr fassen. Er mußte also einen krum-
men Haken von Drath machen. Damit
fuhr er in die Gurgel hinunter, faßte die Na-
del, und riß sie mit Gewalt heraus, daß das
Blut hinterher floß. Das Kind kriegte ei-
nen bösen Hals, und mußte wohl vierzehn
Tage gesprützt werden, ehe es wieder heil
wurde.

Siehst du nun, sagte der Vater, was
du angerichtet hast? So gehts, wenn man
sich gar nicht will sagen und warnen lassen.
Danke Gott, daß die Nadel nicht in den Ma-
gen gekommen, oder in die Gedärme gegan-
gen ist, und sich da wo durchgestochen hat.
Dann hättest du ganz gewiß, und unter vie-
len Schmerzen sterben müssen. Es ist mit
dem menschlichen Magen nicht so wie mit
dem Magen der Thiere. Diese können mehr

ertra-

aus dem Halſe, und Minchen wollte immer
erſticken. Als er kam, konnte er die Nadel
nicht mehr faſſen. Er mußte alſo einen krum-
men Haken von Drath machen. Damit
fuhr er in die Gurgel hinunter, faßte die Na-
del, und riß ſie mit Gewalt heraus, daß das
Blut hinterher floß. Das Kind kriegte ei-
nen boͤſen Hals, und mußte wohl vierzehn
Tage geſpruͤtzt werden, ehe es wieder heil
wurde.

Siehſt du nun, ſagte der Vater, was
du angerichtet haſt? So gehts, wenn man
ſich gar nicht will ſagen und warnen laſſen.
Danke Gott, daß die Nadel nicht in den Ma-
gen gekommen, oder in die Gedaͤrme gegan-
gen iſt, und ſich da wo durchgeſtochen hat.
Dann haͤtteſt du ganz gewiß, und unter vie-
len Schmerzen ſterben muͤſſen. Es iſt mit
dem menſchlichen Magen nicht ſo wie mit
dem Magen der Thiere. Dieſe koͤnnen mehr

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[166/0188] aus dem Halſe, und Minchen wollte immer erſticken. Als er kam, konnte er die Nadel nicht mehr faſſen. Er mußte alſo einen krum- men Haken von Drath machen. Damit fuhr er in die Gurgel hinunter, faßte die Na- del, und riß ſie mit Gewalt heraus, daß das Blut hinterher floß. Das Kind kriegte ei- nen boͤſen Hals, und mußte wohl vierzehn Tage geſpruͤtzt werden, ehe es wieder heil wurde. Siehſt du nun, ſagte der Vater, was du angerichtet haſt? So gehts, wenn man ſich gar nicht will ſagen und warnen laſſen. Danke Gott, daß die Nadel nicht in den Ma- gen gekommen, oder in die Gedaͤrme gegan- gen iſt, und ſich da wo durchgeſtochen hat. Dann haͤtteſt du ganz gewiß, und unter vie- len Schmerzen ſterben muͤſſen. Es iſt mit dem menſchlichen Magen nicht ſo wie mit dem Magen der Thiere. Dieſe koͤnnen mehr ertra-

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Zitationshilfe: Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/188>, abgerufen am 21.11.2024.