V. Wie es die einfältigen abergläubi- schen Leute glauben, so sagen sie es. Das nicht richtig seyn, nennen sie spuken, und bilden sich ein: die Geräderten und Gehäng- ten giengen herum spuken, und machten die Leute zu fürchten; und die Irrlichter wären ihre Seelen. Kannst du das glauben? Es ist eben die Ursache da, warum sie auf der Aaskuhle, als warum sie hier sind. Denn hier unter dem Gerichte sind auch viele todte menschliche Körper verfault, und daher sind auch hier eben solche fettige leuchtende Dün- ste. Fürchtest du dich noch, mein Sohn?
H. Nein! mein Vater, alle Furcht ist weg.
V. Zur Belohnung will ich dir noch was sagen, was du noch nicht weißt, aber ge- wiß hören wirst, wenn du einmal auf Reisen kömmst, und des Nachts mit der Post fäh- rest. Da sagen die Postillions, wenn sie
der-
V. Wie es die einfaͤltigen aberglaͤubi- ſchen Leute glauben, ſo ſagen ſie es. Das nicht richtig ſeyn, nennen ſie ſpuken, und bilden ſich ein: die Geraͤderten und Gehaͤng- ten giengen herum ſpuken, und machten die Leute zu fuͤrchten; und die Irrlichter waͤren ihre Seelen. Kannſt du das glauben? Es iſt eben die Urſache da, warum ſie auf der Aaskuhle, als warum ſie hier ſind. Denn hier unter dem Gerichte ſind auch viele todte menſchliche Koͤrper verfault, und daher ſind auch hier eben ſolche fettige leuchtende Duͤn- ſte. Fuͤrchteſt du dich noch, mein Sohn?
H. Nein! mein Vater, alle Furcht iſt weg.
V. Zur Belohnung will ich dir noch was ſagen, was du noch nicht weißt, aber ge- wiß hoͤren wirſt, wenn du einmal auf Reiſen koͤmmſt, und des Nachts mit der Poſt faͤh- reſt. Da ſagen die Poſtillions, wenn ſie
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V. Wie es die einfaͤltigen aberglaͤubi-
ſchen Leute glauben, ſo ſagen ſie es. Das
nicht richtig ſeyn, nennen ſie ſpuken, und
bilden ſich ein: die Geraͤderten und Gehaͤng-
ten giengen herum ſpuken, und machten die
Leute zu fuͤrchten; und die Irrlichter waͤren
ihre Seelen. Kannſt du das glauben? Es
iſt eben die Urſache da, warum ſie auf der
Aaskuhle, als warum ſie hier ſind. Denn
hier unter dem Gerichte ſind auch viele todte
menſchliche Koͤrper verfault, und daher ſind
auch hier eben ſolche fettige leuchtende Duͤn-
ſte. Fuͤrchteſt du dich noch, mein Sohn?
H. Nein! mein Vater, alle Furcht iſt
weg.
V. Zur Belohnung will ich dir noch was
ſagen, was du noch nicht weißt, aber ge-
wiß hoͤren wirſt, wenn du einmal auf Reiſen
koͤmmſt, und des Nachts mit der Poſt faͤh-
reſt. Da ſagen die Poſtillions, wenn ſie
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Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goetze_zeitvertreib01_1783/166>, abgerufen am 16.07.2024.
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