Goeze, Johann August Ephraim: Zeitvertreib und Unterricht für Kinder vom dritten bis zehnten Jahr in kleinen Geschichten. Bd. 1. Leipzig, 1783.wer was fordert oder vorschreibt, kriegt sitzen,
wer was fordert oder vorſchreibt, kriegt ſitzen,
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wer was fordert oder vorſchreibt, kriegt
nichts. Darauf wurde aber auch ſtrenge
gehalten. Alles, was das Kind forderte,
kriegte es ſchlechterdings nicht. Neulich
wurde es einmal, da es an einem beſondern
Tiſche ſaß, gar vergeſſen. Da ſagte es mit
großer Beſcheidenheit: ich fordre nichts, und
kriege auch nichts, und bin doch ein artig
Kind. Das ruͤhrte alle Anweſende, und es
wurde ſehr belohnt. Stille Beſcheidenheit
bekoͤmmt allezeit mehr, als unverſchaͤmtes
Vorſchreiben. Man kann ſich daher kein
artiger Kind bey Tiſche gedenken, als Dor-
chen. Die Leute ſehen es gern, und es ge-
faͤllt Jedermann. Es wird in alle große
Geſellſchaften mit gebeten, ob es gleich nur
erſt fuͤnf Jahre alt iſt. Es iſt ſtille bey Ti-
ſche, beſcheiden, zufrieden und genuͤgſam.
Es fordert niemals eine Sache, waͤre ſie
auch noch ſo ſchoͤn. Kann es nicht ſo lange
ſitzen,
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