Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.am 10. Aug. Jch könnte das beste glüklichste Leben führen, Wenn er mir so von ihrer rechtschaffenen Lotten
am 10. Aug. Jch koͤnnte das beſte gluͤklichſte Leben fuͤhren, Wenn er mir ſo von ihrer rechtſchaffenen Lotten
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am 10. Aug.
Jch koͤnnte das beſte gluͤklichſte Leben fuͤhren,
wenn ich nicht ein Thor waͤre. So ſchoͤne
Umſtaͤnde vereinigen ſich nicht leicht zuſammen, ei-
nes Menſchen Herz zu ergoͤzzen, als die ſind, in
denen ich mich jezt befinde. Ach ſo gewiß iſt’s,
daß unſer Herz allein ſein Gluͤk macht! Ein
Glied der liebenswuͤrdigen Familie auszumachen,
von dem Alten geliebt zu werden wie ein Sohn,
von den Kleinen wie ein Vater und von Lotten —
und nun der ehrliche Albert, der durch keine lau-
niſche Unart mein Gluͤk ſtoͤrt, der mich mit herz-
licher Freundſchaft umfaßt, dem ich nach Lotten das
liebſte auf der Welt bin — Wilhelm, es iſt eine
Freude uns zu hoͤren, wenn wir ſpazieren gehn
und uns einander von Lotten unterhalten, es iſt
in der Welt nichts laͤcherlichers erfunden worden
als dieſes Verhaͤltniß, und doch kommen mir druͤ-
ber die Thraͤnen oft in die Augen.
Wenn er mir ſo von ihrer rechtſchaffenen
Mutter erzaͤhlt, wie die auf ihrem Todbette Lot-
ten ihr Hauß und ihre Kinder uͤbergeben, und ihm
Lotten
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther01_1774/77>, abgerufen am 16.02.2025. |