Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774.gehe doch alle Augenblikke ans Fenster zu sehen, wie hoch die Sonne noch steht. Jch hab's nicht überwinden können, ich mußte Wenn ich so fortfahre, wirst du am Ende Jch schrieb dir neulich, wie ich den Amtmann Unsere jungen Leute hatten einen Ball auf nehmen,
gehe doch alle Augenblikke ans Fenſter zu ſehen, wie hoch die Sonne noch ſteht. Jch hab’s nicht uͤberwinden koͤnnen, ich mußte Wenn ich ſo fortfahre, wirſt du am Ende Jch ſchrieb dir neulich, wie ich den Amtmann Unſere jungen Leute hatten einen Ball auf nehmen,
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gehe doch alle Augenblikke ans Fenſter zu ſehen,
wie hoch die Sonne noch ſteht.
Jch hab’s nicht uͤberwinden koͤnnen, ich mußte
zu ihr hinaus. Da bin ich wieder, Wilhelm, und
will mein Butterbrod zu Nacht eſſen und dir ſchrei-
ben. Welch eine Wonne das ſuͤr meine Seele iſt,
ſie in dem Kreiſe der lieben muntern Kinder ihrer
acht Geſchwiſter zu ſehen! —
Wenn ich ſo fortfahre, wirſt du am Ende
ſo klug ſeyn wie am Anfange, hoͤre denn, ich will
mich zwingen ins Detail zu gehen.
Jch ſchrieb dir neulich, wie ich den Amtmann
S. habe kennen lernen, und wie er mich gebeten
habe, ihn bald in ſeiner Einſiedeley, oder vielmehr
ſeinem kleinen Koͤnigreiche zu beſuchen. Jch ver-
nachlaͤßigte das, und waͤre vielleicht nie hingekom-
men, haͤtte mir der Zufall nicht den Schaz ent-
dekt, der in der ſtillen Gegend verborgen liegt.
Unſere jungen Leute hatten einen Ball auf
dem Lande angeſtellt, zu dem ich mich denn auch
willig finden ließ. Jch bot einem hieſigen guten,
ſchoͤnen, weiters unbedeutenden Maͤdchen die Hand,
und es wurde ausgemacht, daß ich eine Kutſche
nehmen,
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Leiden des jungen Werthers. Bd. 1. Leipzig, 1774, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_werther01_1774/28>, abgerufen am 18.07.2024. |