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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

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du liebst Charlotten, und sie verdient es; ich
weiß du bist ihr nicht gleichgültig, und war¬
um sollte sie deinen Werth nicht erkennen!
Nimm sie von meiner Hand! führe mir Ot¬
tilien zu! und wir sind die glücklichsten Men¬
schen auf der Erde.

Eben weil du mich mit so hohen Gaben be¬
stechen willst, versetzte der Major, muß ich
desto vorsichtiger, desto strenger seyn. Anstatt
daß dieser Vorschlag, den ich still verehre, die
Sache erleichtern möchte, erschwert er sie viel¬
mehr. Es ist, wie von dir, nun auch von mir die
Rede, und so wie von dem Schicksal, so auch
von dem guten Namen, von der Ehre zweyer
Männer, die bis jetzt unbescholten, durch diese
wunderliche Handlung, wenn wir sie auch
nicht anders nennen wollen, in Gefahr kom¬
men, vor der Welt in einem höchst seltsamen
Lichte zu erscheinen.

Eben daß wir unbescholten sind, versetzte
Eduard, giebt uns das Recht uns auch ein¬

du liebſt Charlotten, und ſie verdient es; ich
weiß du biſt ihr nicht gleichguͤltig, und war¬
um ſollte ſie deinen Werth nicht erkennen!
Nimm ſie von meiner Hand! fuͤhre mir Ot¬
tilien zu! und wir ſind die gluͤcklichſten Men¬
ſchen auf der Erde.

Eben weil du mich mit ſo hohen Gaben be¬
ſtechen willſt, verſetzte der Major, muß ich
deſto vorſichtiger, deſto ſtrenger ſeyn. Anſtatt
daß dieſer Vorſchlag, den ich ſtill verehre, die
Sache erleichtern moͤchte, erſchwert er ſie viel¬
mehr. Es iſt, wie von dir, nun auch von mir die
Rede, und ſo wie von dem Schickſal, ſo auch
von dem guten Namen, von der Ehre zweyer
Maͤnner, die bis jetzt unbeſcholten, durch dieſe
wunderliche Handlung, wenn wir ſie auch
nicht anders nennen wollen, in Gefahr kom¬
men, vor der Welt in einem hoͤchſt ſeltſamen
Lichte zu erſcheinen.

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Eduard, giebt uns das Recht uns auch ein¬

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[235/0238] du liebſt Charlotten, und ſie verdient es; ich weiß du biſt ihr nicht gleichguͤltig, und war¬ um ſollte ſie deinen Werth nicht erkennen! Nimm ſie von meiner Hand! fuͤhre mir Ot¬ tilien zu! und wir ſind die gluͤcklichſten Men¬ ſchen auf der Erde. Eben weil du mich mit ſo hohen Gaben be¬ ſtechen willſt, verſetzte der Major, muß ich deſto vorſichtiger, deſto ſtrenger ſeyn. Anſtatt daß dieſer Vorſchlag, den ich ſtill verehre, die Sache erleichtern moͤchte, erſchwert er ſie viel¬ mehr. Es iſt, wie von dir, nun auch von mir die Rede, und ſo wie von dem Schickſal, ſo auch von dem guten Namen, von der Ehre zweyer Maͤnner, die bis jetzt unbeſcholten, durch dieſe wunderliche Handlung, wenn wir ſie auch nicht anders nennen wollen, in Gefahr kom¬ men, vor der Welt in einem hoͤchſt ſeltſamen Lichte zu erſcheinen. Eben daß wir unbeſcholten ſind, verſetzte Eduard, giebt uns das Recht uns auch ein¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/238>, abgerufen am 22.11.2024.