blieb Ottilie mit dem Kinde und der Wärte¬ rinn allein. Nanny hatte sich seit einiger Zeit, eifersüchtig auf den Knaben, dem ihre Herrinn alle Neigung zuzuwenden schien, trotzig von ihr entfernt und war zu ihren Aeltern zurückgekehrt. Ottilie fuhr fort, das Kind in die freye Luft zu tragen, und gewöhnte sich an immer weitere Spazirgänge. Sie hatte das Milchfläschchen bey sich, um dem Kinde, wenn es nöthig, seine Nahrung zu reichen. Selten unterließ sie dabey ein Buch mitzunehmen, und so bildete sie, das Kind auf dem Arm, lesend und wandelnd, eine gar anmuthige Penserosa.
blieb Ottilie mit dem Kinde und der Waͤrte¬ rinn allein. Nanny hatte ſich ſeit einiger Zeit, eiferſuͤchtig auf den Knaben, dem ihre Herrinn alle Neigung zuzuwenden ſchien, trotzig von ihr entfernt und war zu ihren Aeltern zuruͤckgekehrt. Ottilie fuhr fort, das Kind in die freye Luft zu tragen, und gewoͤhnte ſich an immer weitere Spazirgaͤnge. Sie hatte das Milchflaͤſchchen bey ſich, um dem Kinde, wenn es noͤthig, ſeine Nahrung zu reichen. Selten unterließ ſie dabey ein Buch mitzunehmen, und ſo bildete ſie, das Kind auf dem Arm, leſend und wandelnd, eine gar anmuthige Penſeroſa.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0229"n="226"/>
blieb Ottilie mit dem Kinde und der Waͤrte¬<lb/>
rinn allein. Nanny hatte ſich ſeit einiger<lb/>
Zeit, eiferſuͤchtig auf den Knaben, dem ihre<lb/>
Herrinn alle Neigung zuzuwenden ſchien, trotzig<lb/>
von ihr entfernt und war zu ihren Aeltern<lb/>
zuruͤckgekehrt. Ottilie fuhr fort, das Kind<lb/>
in die freye Luft zu tragen, und gewoͤhnte<lb/>ſich an immer weitere Spazirgaͤnge. Sie<lb/>
hatte das Milchflaͤſchchen bey ſich, um dem<lb/>
Kinde, wenn es noͤthig, ſeine Nahrung zu<lb/>
reichen. Selten unterließ ſie dabey ein Buch<lb/>
mitzunehmen, und ſo bildete ſie, das Kind auf<lb/>
dem Arm, leſend und wandelnd, eine gar<lb/>
anmuthige Penſeroſa.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[226/0229]
blieb Ottilie mit dem Kinde und der Waͤrte¬
rinn allein. Nanny hatte ſich ſeit einiger
Zeit, eiferſuͤchtig auf den Knaben, dem ihre
Herrinn alle Neigung zuzuwenden ſchien, trotzig
von ihr entfernt und war zu ihren Aeltern
zuruͤckgekehrt. Ottilie fuhr fort, das Kind
in die freye Luft zu tragen, und gewoͤhnte
ſich an immer weitere Spazirgaͤnge. Sie
hatte das Milchflaͤſchchen bey ſich, um dem
Kinde, wenn es noͤthig, ſeine Nahrung zu
reichen. Selten unterließ ſie dabey ein Buch
mitzunehmen, und ſo bildete ſie, das Kind auf
dem Arm, leſend und wandelnd, eine gar
anmuthige Penſeroſa.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/229>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.