Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite
Neuntes Kapitel.

Der Frühling war gekommen, später aber
auch rascher und freudiger als gewöhnlich. Otti¬
lie fand nun im Garten die Frucht ihres Vor¬
sehens: alles keimte, grünte und blühte zur
rechten Zeit; manches was hinter wohl ange¬
legten Glashäusern und Beeten vorbereitet
worden, trat nun sogleich der endlich von
außen wirkenden Natur entgegen, und alles
was zu thun und zu besorgen war, blieb
nicht bloß hoffnungsvolle Mühe wie bisher,
sondern ward zum heitern Genusse.

An dem Gärtner aber hatte sie zu trösten
über manche durch Lucianens Wildheit ent¬
standene Lücke unter den Topfgewächsen, über

Neuntes Kapitel.

Der Fruͤhling war gekommen, ſpaͤter aber
auch raſcher und freudiger als gewoͤhnlich. Otti¬
lie fand nun im Garten die Frucht ihres Vor¬
ſehens: alles keimte, gruͤnte und bluͤhte zur
rechten Zeit; manches was hinter wohl ange¬
legten Glashaͤuſern und Beeten vorbereitet
worden, trat nun ſogleich der endlich von
außen wirkenden Natur entgegen, und alles
was zu thun und zu beſorgen war, blieb
nicht bloß hoffnungsvolle Muͤhe wie bisher,
ſondern ward zum heitern Genuſſe.

An dem Gaͤrtner aber hatte ſie zu troͤſten
uͤber manche durch Lucianens Wildheit ent¬
ſtandene Luͤcke unter den Topfgewaͤchſen, uͤber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0171" n="[168]"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#g">Neuntes Kapitel.</hi><lb/>
        </head>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Der Fru&#x0364;hling war gekommen, &#x017F;pa&#x0364;ter aber<lb/>
auch ra&#x017F;cher und freudiger als gewo&#x0364;hnlich. Otti¬<lb/>
lie fand nun im Garten die Frucht ihres Vor¬<lb/>
&#x017F;ehens: alles keimte, gru&#x0364;nte und blu&#x0364;hte zur<lb/>
rechten Zeit; manches was hinter wohl ange¬<lb/>
legten Glasha&#x0364;u&#x017F;ern und Beeten vorbereitet<lb/>
worden, trat nun &#x017F;ogleich der endlich von<lb/>
außen wirkenden Natur entgegen, und alles<lb/>
was zu thun und zu be&#x017F;orgen war, blieb<lb/>
nicht bloß hoffnungsvolle Mu&#x0364;he wie bisher,<lb/>
&#x017F;ondern ward zum heitern Genu&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>An dem Ga&#x0364;rtner aber hatte &#x017F;ie zu tro&#x0364;&#x017F;ten<lb/>
u&#x0364;ber manche durch Lucianens Wildheit ent¬<lb/>
&#x017F;tandene Lu&#x0364;cke unter den Topfgewa&#x0364;ch&#x017F;en, u&#x0364;ber<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[168]/0171] Neuntes Kapitel. Der Fruͤhling war gekommen, ſpaͤter aber auch raſcher und freudiger als gewoͤhnlich. Otti¬ lie fand nun im Garten die Frucht ihres Vor¬ ſehens: alles keimte, gruͤnte und bluͤhte zur rechten Zeit; manches was hinter wohl ange¬ legten Glashaͤuſern und Beeten vorbereitet worden, trat nun ſogleich der endlich von außen wirkenden Natur entgegen, und alles was zu thun und zu beſorgen war, blieb nicht bloß hoffnungsvolle Muͤhe wie bisher, ſondern ward zum heitern Genuſſe. An dem Gaͤrtner aber hatte ſie zu troͤſten uͤber manche durch Lucianens Wildheit ent¬ ſtandene Luͤcke unter den Topfgewaͤchſen, uͤber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/171
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 2. Tübingen, 1809, S. [168]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw02_1809/171>, abgerufen am 21.11.2024.