zur Familie berechtigten sie nicht als Königinn eines Tages zu erscheinen. Und Eduard wollte nicht davon gesprochen haben, weil alles wie von selbst entspringen, überraschen und natür¬ lich erfreuen sollte.
Alle kamen daher stillschweigend in dem Vorwande überein, als wenn an diesem Tage, ohne weitere Beziehung, jenes Lusthaus ge¬ richtet werden sollte, und bey diesem Anlaß konnte man dem Volke so wie den Freunden ein Fest ankündigen.
Eduards Neigung war aber gränzenlos. Wie er sich Ottilien zuzueignen begehrte; so kannte er auch kein Maaß des Hingebens, Schenkens, Versprechens. Zu einigen Gaben, die er Ottilien an diesem Tage verehren wollte, hatte ihm Charlotte viel zu ärmliche Vorschläge gethan. Er sprach mit seinem Kammerdiener, der seine Garderobe besorgte und mit Handels¬ leuten und Modehändlern in beständigem Ver¬
zur Familie berechtigten ſie nicht als Koͤniginn eines Tages zu erſcheinen. Und Eduard wollte nicht davon geſprochen haben, weil alles wie von ſelbſt entſpringen, uͤberraſchen und natuͤr¬ lich erfreuen ſollte.
Alle kamen daher ſtillſchweigend in dem Vorwande uͤberein, als wenn an dieſem Tage, ohne weitere Beziehung, jenes Luſthaus ge¬ richtet werden ſollte, und bey dieſem Anlaß konnte man dem Volke ſo wie den Freunden ein Feſt ankuͤndigen.
Eduards Neigung war aber graͤnzenlos. Wie er ſich Ottilien zuzueignen begehrte; ſo kannte er auch kein Maaß des Hingebens, Schenkens, Verſprechens. Zu einigen Gaben, die er Ottilien an dieſem Tage verehren wollte, hatte ihm Charlotte viel zu aͤrmliche Vorſchlaͤge gethan. Er ſprach mit ſeinem Kammerdiener, der ſeine Garderobe beſorgte und mit Handels¬ leuten und Modehaͤndlern in beſtaͤndigem Ver¬
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zur Familie berechtigten ſie nicht als Koͤniginn
eines Tages zu erſcheinen. Und Eduard wollte
nicht davon geſprochen haben, weil alles wie
von ſelbſt entſpringen, uͤberraſchen und natuͤr¬
lich erfreuen ſollte.
Alle kamen daher ſtillſchweigend in dem
Vorwande uͤberein, als wenn an dieſem Tage,
ohne weitere Beziehung, jenes Luſthaus ge¬
richtet werden ſollte, und bey dieſem Anlaß
konnte man dem Volke ſo wie den Freunden
ein Feſt ankuͤndigen.
Eduards Neigung war aber graͤnzenlos.
Wie er ſich Ottilien zuzueignen begehrte; ſo
kannte er auch kein Maaß des Hingebens,
Schenkens, Verſprechens. Zu einigen Gaben,
die er Ottilien an dieſem Tage verehren wollte,
hatte ihm Charlotte viel zu aͤrmliche Vorſchlaͤge
gethan. Er ſprach mit ſeinem Kammerdiener,
der ſeine Garderobe beſorgte und mit Handels¬
leuten und Modehaͤndlern in beſtaͤndigem Ver¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/244>, abgerufen am 25.11.2024.
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