Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809.sodann weil ich mich in jüngeren Jahren in In das was hierauf folgte hatte ich mich I. 7
ſodann weil ich mich in juͤngeren Jahren in In das was hierauf folgte hatte ich mich I. 7
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ſodann weil ich mich in juͤngeren Jahren in
eben demſelben traurigen Fall befunden hatte.
Man hoͤrte mich mit Aufmerkſamkeit an;
doch als ich geendigt hatte, ſagte mir der
vorſitzende Pruͤfende zwar freundlich aber la¬
coniſch: Faͤhigkeiten werden vorausgeſetzt, ſie
ſollen zu Fertigkeiten werden. Dieß iſt der
Zweck aller Erziehung, dieß iſt die laute deut¬
liche Abſicht der Aeltern und Vorgeſetzten, die
ſtille nur halbbewußte der Kinder ſelbſt. Dieß
iſt auch der Gegenſtand der Pruͤfung, wobey
zugleich Lehrer und Schuͤler beurtheilt wer¬
den. Aus dem was wir von Ihnen verneh¬
men, ſchoͤpfen wir gute Hoffnung von dem
Kinde, und Sie ſind allerdings lobenswuͤrdig,
indem Sie auf die Faͤhigkeiten der Schuͤle¬
rinnen genau Acht geben. Verwandeln Sie
ſolche bis uͤbers Jahr in Fertigkeiten, ſo wird
es Ihnen und Ihrer beguͤnſtigten Schuͤlerinn
nicht an Beyfall mangeln.
In das was hierauf folgte hatte ich mich
ſchon ergeben; aber ein noch Uebleres nicht
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Die Wahlverwandtschaften. Bd. 1. Tübingen, 1809, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_wahlverw01_1809/102>, abgerufen am 16.02.2025. |