Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Torquato Tasso Doch sey es auch! Viel schöner ist es, reinUnd unverdient ein solch Geschenk empfangen, Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl Es habe fordern dürfen. Blicke freudig, Es ist so groß, so weit, was vor dir liegt! Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder In unbekannte, lichte Zukunft hin. -- Schwelle Brust! -- O Witterung des Glücks Begünst'ge diese Pflanze doch einmal! Sie strebt gen Himmel, tausend Zweige drin- gen Aus ihr hervor, entfalten sich zu Blüthen. O daß sie Frucht, o daß sie Freuden bringe! Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck Aus ihren frischen reichen Ästen breche! Torquato Taſſo Doch ſey es auch! Viel ſchöner iſt es, reinUnd unverdient ein ſolch Geſchenk empfangen, Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl Es habe fordern dürfen. Blicke freudig, Es iſt ſo groß, ſo weit, was vor dir liegt! Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder In unbekannte, lichte Zukunft hin. — Schwelle Bruſt! — O Witterung des Glücks Begünſt’ge dieſe Pflanze doch einmal! Sie ſtrebt gen Himmel, tauſend Zweige drin- gen Aus ihr hervor, entfalten ſich zu Blüthen. O daß ſie Frucht, o daß ſie Freuden bringe! Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck Aus ihren friſchen reichen Äſten breche! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0084" n="76"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Torquato Taſſo</hi></fw><lb/> Doch ſey es auch! Viel ſchöner iſt es, rein<lb/> Und unverdient ein ſolch Geſchenk empfangen,<lb/> Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl<lb/> Es habe fordern dürfen. Blicke freudig,<lb/> Es iſt ſo groß, ſo weit, was vor dir liegt!<lb/> Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder<lb/> In unbekannte, lichte Zukunft hin.<lb/> — Schwelle Bruſt! — O Witterung des<lb/> Glücks<lb/> Begünſt’ge dieſe Pflanze doch einmal!<lb/> Sie ſtrebt gen Himmel, tauſend Zweige drin-<lb/> gen<lb/> Aus ihr hervor, entfalten ſich zu Blüthen.<lb/> O daß ſie Frucht, o daß ſie Freuden bringe!<lb/> Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck<lb/> Aus ihren friſchen reichen Äſten breche!</p> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [76/0084]
Torquato Taſſo
Doch ſey es auch! Viel ſchöner iſt es, rein
Und unverdient ein ſolch Geſchenk empfangen,
Als halb und halb zu wähnen, daß man wohl
Es habe fordern dürfen. Blicke freudig,
Es iſt ſo groß, ſo weit, was vor dir liegt!
Und hoffnungsvolle Jugend lockt dich wieder
In unbekannte, lichte Zukunft hin.
— Schwelle Bruſt! — O Witterung des
Glücks
Begünſt’ge dieſe Pflanze doch einmal!
Sie ſtrebt gen Himmel, tauſend Zweige drin-
gen
Aus ihr hervor, entfalten ſich zu Blüthen.
O daß ſie Frucht, o daß ſie Freuden bringe!
Daß eine liebe Hand den goldnen Schmuck
Aus ihren friſchen reichen Äſten breche!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/84 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_torquato_1790/84>, abgerufen am 16.02.2025. |