Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Du brachtest mir die Freyheit wieder, nunVerschaffe mir, ich bitte, den Gebrauch. Antonio. Was kannst du meinen? Sag' es deutlich an. Tasso. Du weißt, geendet hab' ich mein Gedicht; Es fehlt noch viel, daß es vollendet wäre. Heut überreicht' ich es dem Fürsten, hoffte Zugleich ihm eine Bitte vorzutragen. Gar viele meiner Freunde find' ich jetzt In Rom versammelt; einzeln haben sie Mir über manche Stellen ihre Meinung In Briefen schon eröffnet: vieles hab' ich Benutzen können, manches scheint mir noch Zu überlegen; und verschiedne Stellen Möcht' ich nicht gern verändern, wenn man mich Nicht mehr, als es geschehn ist, überzeugt. Das alles wird durch Briefe nicht gethan; Die Gegenwart lös't diese Knoten bald. So dacht' ich heut den Fürsten selbst zu bitten: Ein Schauſpiel. Du brachteſt mir die Freyheit wieder, nunVerſchaffe mir, ich bitte, den Gebrauch. Antonio. Was kannſt du meinen? Sag’ es deutlich an. Taſſo. Du weißt, geendet hab’ ich mein Gedicht; Es fehlt noch viel, daß es vollendet wäre. Heut überreicht’ ich es dem Fürſten, hoffte Zugleich ihm eine Bitte vorzutragen. Gar viele meiner Freunde find’ ich jetzt In Rom verſammelt; einzeln haben ſie Mir über manche Stellen ihre Meinung In Briefen ſchon eröffnet: vieles hab’ ich Benutzen können, manches ſcheint mir noch Zu überlegen; und verſchiedne Stellen Möcht’ ich nicht gern verändern, wenn man mich Nicht mehr, als es geſchehn iſt, überzeugt. Das alles wird durch Briefe nicht gethan; Die Gegenwart löſ’t dieſe Knoten bald. So dacht’ ich heut den Fürſten ſelbſt zu bitten: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0175" n="167"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Du brachteſt mir die Freyheit wieder, nun<lb/> Verſchaffe mir, ich bitte, den Gebrauch.</p> </sp><lb/> <sp who="#ANT"> <speaker><hi rendition="#g">Antonio</hi>.</speaker><lb/> <p>Was kannſt du meinen? Sag’ es deutlich an.</p> </sp><lb/> <sp who="#TAS"> <speaker><hi rendition="#g">Taſſo</hi>.</speaker><lb/> <p>Du weißt, geendet hab’ ich mein Gedicht;<lb/> Es fehlt noch viel, daß es vollendet wäre.<lb/> Heut überreicht’ ich es dem Fürſten, hoffte<lb/> Zugleich ihm eine Bitte vorzutragen.<lb/> Gar viele meiner Freunde find’ ich jetzt<lb/> In Rom verſammelt; einzeln haben ſie<lb/> Mir über manche Stellen ihre Meinung<lb/> In Briefen ſchon eröffnet: vieles hab’ ich<lb/> Benutzen können, manches ſcheint mir noch<lb/> Zu überlegen; und verſchiedne Stellen<lb/> Möcht’ ich nicht gern verändern, wenn man<lb/> mich<lb/> Nicht mehr, als es geſchehn iſt, überzeugt.<lb/> Das alles wird durch Briefe nicht gethan;<lb/> Die Gegenwart löſ’t dieſe Knoten bald.<lb/> So dacht’ ich heut den Fürſten ſelbſt zu bitten:<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [167/0175]
Ein Schauſpiel.
Du brachteſt mir die Freyheit wieder, nun
Verſchaffe mir, ich bitte, den Gebrauch.
Antonio.
Was kannſt du meinen? Sag’ es deutlich an.
Taſſo.
Du weißt, geendet hab’ ich mein Gedicht;
Es fehlt noch viel, daß es vollendet wäre.
Heut überreicht’ ich es dem Fürſten, hoffte
Zugleich ihm eine Bitte vorzutragen.
Gar viele meiner Freunde find’ ich jetzt
In Rom verſammelt; einzeln haben ſie
Mir über manche Stellen ihre Meinung
In Briefen ſchon eröffnet: vieles hab’ ich
Benutzen können, manches ſcheint mir noch
Zu überlegen; und verſchiedne Stellen
Möcht’ ich nicht gern verändern, wenn man
mich
Nicht mehr, als es geſchehn iſt, überzeugt.
Das alles wird durch Briefe nicht gethan;
Die Gegenwart löſ’t dieſe Knoten bald.
So dacht’ ich heut den Fürſten ſelbſt zu bitten:
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