Goethe, Johann Wolfgang von: Torquato Tasso. Leipzig, 1790.Ein Schauspiel. Unwiederbringlich uns ein Gut entschlüpfe.Mit diesem Kuß vereint sich eine Thräne, Und weiht dich der Vergänglichkeit! es ist Erlaubt das holde Zeichen unsrer Schwäche. Wer weinte nicht, wenn das Unsterbliche Vor der Zerstörung selbst nicht sicher ist? Geselle dich zu diesem Degen, der Dich leider nicht erwarb, um ihn geschlungen Ruhe, wie auf dem Sarg der Tapfern, auf Dem Grabe meines Glücks und meiner Hoff- nung! Hier leg' ich beyde willig dir zu Füßen; Denn wer ist wohl gewaffnet, wenn du zürnst? Und wer geschmückt, o Herr, den du ver- kennst? Gefangen geh' ich, warte des Gerichts. Auf des Fürsten Wink, hebt ein Page den Degen mit dem Kranze auf und trägt ihn weg. Ein Schauſpiel. Unwiederbringlich uns ein Gut entſchlüpfe.Mit dieſem Kuß vereint ſich eine Thräne, Und weiht dich der Vergänglichkeit! es iſt Erlaubt das holde Zeichen unſrer Schwäche. Wer weinte nicht, wenn das Unſterbliche Vor der Zerſtörung ſelbſt nicht ſicher iſt? Geſelle dich zu dieſem Degen, der Dich leider nicht erwarb, um ihn geſchlungen Ruhe, wie auf dem Sarg der Tapfern, auf Dem Grabe meines Glücks und meiner Hoff- nung! Hier leg’ ich beyde willig dir zu Füßen; Denn wer iſt wohl gewaffnet, wenn du zürnſt? Und wer geſchmückt, o Herr, den du ver- kennſt? Gefangen geh’ ich, warte des Gerichts. Auf des Fürſten Wink, hebt ein Page den Degen mit dem Kranze auf und trägt ihn weg. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#TAS"> <p><pb facs="#f0111" n="103"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ein Schauſpiel</hi>.</fw><lb/> Unwiederbringlich uns ein Gut entſchlüpfe.<lb/> Mit dieſem Kuß vereint ſich eine Thräne,<lb/> Und weiht dich der Vergänglichkeit! es iſt<lb/> Erlaubt das holde Zeichen unſrer Schwäche.<lb/> Wer weinte nicht, wenn das Unſterbliche<lb/> Vor der Zerſtörung ſelbſt nicht ſicher iſt?<lb/> Geſelle dich zu dieſem Degen, der<lb/> Dich leider nicht erwarb, um ihn geſchlungen<lb/> Ruhe, wie auf dem Sarg der Tapfern, auf<lb/> Dem Grabe meines Glücks und meiner Hoff-<lb/> nung!<lb/> Hier leg’ ich beyde willig dir zu Füßen;<lb/> Denn wer iſt wohl gewaffnet, wenn du zürnſt?<lb/> Und wer geſchmückt, o Herr, den du ver-<lb/> kennſt?<lb/> Gefangen geh’ ich, warte des Gerichts.</p><lb/> <stage>Auf des Fürſten Wink, hebt ein Page den Degen<lb/> mit dem Kranze auf und trägt ihn weg.</stage> </sp> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [103/0111]
Ein Schauſpiel.
Unwiederbringlich uns ein Gut entſchlüpfe.
Mit dieſem Kuß vereint ſich eine Thräne,
Und weiht dich der Vergänglichkeit! es iſt
Erlaubt das holde Zeichen unſrer Schwäche.
Wer weinte nicht, wenn das Unſterbliche
Vor der Zerſtörung ſelbſt nicht ſicher iſt?
Geſelle dich zu dieſem Degen, der
Dich leider nicht erwarb, um ihn geſchlungen
Ruhe, wie auf dem Sarg der Tapfern, auf
Dem Grabe meines Glücks und meiner Hoff-
nung!
Hier leg’ ich beyde willig dir zu Füßen;
Denn wer iſt wohl gewaffnet, wenn du zürnſt?
Und wer geſchmückt, o Herr, den du ver-
kennſt?
Gefangen geh’ ich, warte des Gerichts.
Auf des Fürſten Wink, hebt ein Page den Degen
mit dem Kranze auf und trägt ihn weg.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |