Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Bring' ich mein Leben davon, gewiß, dich soll Als der König den Bären in seinem Elend erblickte, Rief er: Gnädiger Gott! Erkenn ich Braunen? Wie kommt er So geschändet? Und Braun versetzte: leider erbärmlich Ist das Ungemach, das Ihr erblickt; so hat mich der Frevler Reinecke schändlich verrathen! Da sprach der König entrüstet: Rächen will ich gewiß ohn' alle Gnade den Frevel. Bring' ich mein Leben davon, gewiß, dich soll Als der Koͤnig den Baͤren in seinem Elend erblickte, Rief er: Gnaͤdiger Gott! Erkenn ich Braunen? Wie kommt er So geschaͤndet? Und Braun versetzte: leider erbaͤrmlich Ist das Ungemach, das Ihr erblickt; so hat mich der Frevler Reinecke schaͤndlich verrathen! Da sprach der Koͤnig entruͤstet: Raͤchen will ich gewiß ohn' alle Gnade den Frevel. <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="7"> <pb facs="#f0071" n="63"/> <l>Bring' ich mein Leben davon, gewiß, dich soll<lb/><space dim="horizontal"/>es gereuen!</l><lb/> <l>Doch er raffte sich auf und schleppte, mit graͤß-<lb/><space dim="horizontal"/>lichen Schmerzen</l><lb/> <l>Durch vier Tage sich fort, und endlich kam er<lb/><space dim="horizontal"/>zu Hofe.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Als der Koͤnig den Baͤren in seinem Elend<lb/><space dim="horizontal"/>erblickte,</l><lb/> <l>Rief er: Gnaͤdiger Gott! Erkenn ich Braunen?<lb/><space dim="horizontal"/>Wie kommt er</l><lb/> <l>So geschaͤndet? Und Braun versetzte: leider<lb/><space dim="horizontal"/>erbaͤrmlich</l><lb/> <l>Ist das Ungemach, das Ihr erblickt; so hat<lb/><space dim="horizontal"/>mich der Frevler</l><lb/> <l>Reinecke schaͤndlich verrathen! Da sprach der<lb/><space dim="horizontal"/>Koͤnig entruͤstet:</l><lb/> <l>Raͤchen will ich gewiß ohn' alle Gnade den<lb/><space dim="horizontal"/>Frevel.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [63/0071]
Bring' ich mein Leben davon, gewiß, dich soll
es gereuen!
Doch er raffte sich auf und schleppte, mit graͤß-
lichen Schmerzen
Durch vier Tage sich fort, und endlich kam er
zu Hofe.
Als der Koͤnig den Baͤren in seinem Elend
erblickte,
Rief er: Gnaͤdiger Gott! Erkenn ich Braunen?
Wie kommt er
So geschaͤndet? Und Braun versetzte: leider
erbaͤrmlich
Ist das Ungemach, das Ihr erblickt; so hat
mich der Frevler
Reinecke schaͤndlich verrathen! Da sprach der
Koͤnig entruͤstet:
Raͤchen will ich gewiß ohn' alle Gnade den
Frevel.
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Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/71>, abgerufen am 17.02.2025. |