Kein bedrängteres Thier hat je die Sonne ge- sehen! Und er dachte den Morgen nicht zu erleben, er glaubte Plötzlich zu sterben und rief: o Reinecke, fal- scher Verräther! Loses Geschöpf! Er dachte dabey der schlagen- den Bauern, Und er dachte des Baums und fluchte Rei- neckens Listen.
Aber Reinecke Fuchs, nachdem er mit gu- tem Bedachte Seinen Oheim zu Markte geführt, ihm Honig zu schaffen, lief er nach Hühnern, er wußte den Ort, und schnappte sich eines, Lief und schleppte die Beute behend am Flusse herunter.
Kein bedraͤngteres Thier hat je die Sonne ge- sehen! Und er dachte den Morgen nicht zu erleben, er glaubte Ploͤtzlich zu sterben und rief: o Reinecke, fal- scher Verraͤther! Loses Geschoͤpf! Er dachte dabey der schlagen- den Bauern, Und er dachte des Baums und fluchte Rei- neckens Listen.
Aber Reinecke Fuchs, nachdem er mit gu- tem Bedachte Seinen Oheim zu Markte gefuͤhrt, ihm Honig zu schaffen, lief er nach Huͤhnern, er wußte den Ort, und schnappte sich eines, Lief und schleppte die Beute behend am Flusse herunter.
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="6"><pbfacs="#f0066"n="58"/><l>Kein bedraͤngteres Thier hat je die Sonne ge-<lb/><spacedim="horizontal"/>sehen!</l><lb/><l>Und er dachte den Morgen nicht zu erleben,<lb/><spacedim="horizontal"/>er glaubte</l><lb/><l>Ploͤtzlich zu sterben und rief: o Reinecke, fal-<lb/><spacedim="horizontal"/>scher Verraͤther!</l><lb/><l>Loses Geschoͤpf! Er dachte dabey der schlagen-<lb/><spacedim="horizontal"/>den Bauern,</l><lb/><l>Und er dachte des Baums und fluchte Rei-<lb/><spacedim="horizontal"/>neckens Listen.</l><lb/></lg><lgn="7"><l>Aber Reinecke Fuchs, nachdem er mit gu-<lb/><spacedim="horizontal"/>tem Bedachte</l><lb/><l>Seinen Oheim zu Markte gefuͤhrt, ihm Honig<lb/><spacedim="horizontal"/>zu schaffen,</l><lb/><l>lief er nach Huͤhnern, er wußte den Ort,<lb/><spacedim="horizontal"/>und schnappte sich eines,</l><lb/><l>Lief und schleppte die Beute behend am Flusse<lb/><spacedim="horizontal"/>herunter.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[58/0066]
Kein bedraͤngteres Thier hat je die Sonne ge-
sehen!
Und er dachte den Morgen nicht zu erleben,
er glaubte
Ploͤtzlich zu sterben und rief: o Reinecke, fal-
scher Verraͤther!
Loses Geschoͤpf! Er dachte dabey der schlagen-
den Bauern,
Und er dachte des Baums und fluchte Rei-
neckens Listen.
Aber Reinecke Fuchs, nachdem er mit gu-
tem Bedachte
Seinen Oheim zu Markte gefuͤhrt, ihm Honig
zu schaffen,
lief er nach Huͤhnern, er wußte den Ort,
und schnappte sich eines,
Lief und schleppte die Beute behend am Flusse
herunter.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/66>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.