Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Schmerzlichen Hunger, sie schoß auf den Mann Da versetzte der Mann: so schone nur mei- ner so lange, Bis wir zu Leuten kommen, die unparteiisch uns richten. Und es sagte der Wurm: ich will mich so lange gedulden. Schmerzlichen Hunger, sie schoß auf den Mann Da versetzte der Mann: so schone nur mei- ner so lange, Bis wir zu Leuten kommen, die unparteiisch uns richten. Und es sagte der Wurm: ich will mich so lange gedulden. <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="18"> <pb facs="#f0340" n="332"/> <l>Schmerzlichen Hunger, sie schoß auf den Mann<lb/><space dim="horizontal"/>und wollt ihn erwuͤrgen,</l><lb/> <l>Ihn verzehren; mit Angst und Noth entsprang<lb/><space dim="horizontal"/>ihr der Arme.</l><lb/> <l>Das ist mein Dank? Das hab ich verdient?<lb/><space dim="horizontal"/>so rief er; und hast du</l><lb/> <l>Nicht geschworen den theuersten Eyd? Da<lb/><space dim="horizontal"/>sagte die Schlange:</l><lb/> <l>Leider noͤthiget mich der Hunger, ich kann mir<lb/><space dim="horizontal"/>nicht helfen,</l><lb/> <l>Noth erkennt kein Gebot, und so besteht es<lb/><space dim="horizontal"/>zu Rechte.</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Da versetzte der Mann: so schone nur mei-<lb/><space dim="horizontal"/>ner so lange,</l><lb/> <l>Bis wir zu Leuten kommen, die unparteiisch<lb/><space dim="horizontal"/>uns richten.</l><lb/> <l>Und es sagte der Wurm: ich will mich so<lb/><space dim="horizontal"/>lange gedulden.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [332/0340]
Schmerzlichen Hunger, sie schoß auf den Mann
und wollt ihn erwuͤrgen,
Ihn verzehren; mit Angst und Noth entsprang
ihr der Arme.
Das ist mein Dank? Das hab ich verdient?
so rief er; und hast du
Nicht geschworen den theuersten Eyd? Da
sagte die Schlange:
Leider noͤthiget mich der Hunger, ich kann mir
nicht helfen,
Noth erkennt kein Gebot, und so besteht es
zu Rechte.
Da versetzte der Mann: so schone nur mei-
ner so lange,
Bis wir zu Leuten kommen, die unparteiisch
uns richten.
Und es sagte der Wurm: ich will mich so
lange gedulden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/340 |
Zitationshilfe: | Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/340>, abgerufen am 16.07.2024. |