Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Ist ein Hofmann, Schleifen und Wenden So verübt man in Rom gar manche Listen und Tücken, Die der Pabst nicht erfährt. Man muß sich Freunde verschaffen! Denn durch sie vergiebt man die Sünden und löset die Völker Aus dem Banne. Verlaßt euch darauf, mein werthester Oheim! Ist ein Hofmann, Schleifen und Wenden So veruͤbt man in Rom gar manche Listen und Tuͤcken, Die der Pabst nicht erfaͤhrt. Man muß sich Freunde verschaffen! Denn durch sie vergiebt man die Suͤnden und loͤset die Voͤlker Aus dem Banne. Verlaßt euch darauf, mein werthester Oheim! <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="20"> <pb facs="#f0311" n="303"/> <l>Ist ein Hofmann, <hi rendition="#g">Schleifen und Wenden</hi><lb/><space dim="horizontal"/>ist Notarius,</l><lb/> <l>Bacalaureus beyder Rechte, und bleibt er nur<lb/><space dim="horizontal"/>etwa</l><lb/> <l>Noch ein Jahr, so ist er vollkommen in prak-<lb/><space dim="horizontal"/>tischen Schriften.</l><lb/> <l>Dann sind noch zwey Richter daselbst, die<lb/><space dim="horizontal"/>heißen <hi rendition="#g">Moneta</hi></l><lb/> <l>Und <hi rendition="#g">Donarius</hi>; sprechen sie ab, so bleibt<lb/><space dim="horizontal"/>es gesprochen.</l><lb/> </lg> <lg n="21"> <l>So veruͤbt man in Rom gar manche Listen<lb/><space dim="horizontal"/>und Tuͤcken,</l><lb/> <l>Die der Pabst nicht erfaͤhrt. Man muß sich<lb/><space dim="horizontal"/>Freunde verschaffen!</l><lb/> <l>Denn durch sie vergiebt man die Suͤnden und<lb/><space dim="horizontal"/>loͤset die Voͤlker</l><lb/> <l>Aus dem Banne. Verlaßt euch darauf, mein<lb/><space dim="horizontal"/>werthester Oheim!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [303/0311]
Ist ein Hofmann, Schleifen und Wenden
ist Notarius,
Bacalaureus beyder Rechte, und bleibt er nur
etwa
Noch ein Jahr, so ist er vollkommen in prak-
tischen Schriften.
Dann sind noch zwey Richter daselbst, die
heißen Moneta
Und Donarius; sprechen sie ab, so bleibt
es gesprochen.
So veruͤbt man in Rom gar manche Listen
und Tuͤcken,
Die der Pabst nicht erfaͤhrt. Man muß sich
Freunde verschaffen!
Denn durch sie vergiebt man die Suͤnden und
loͤset die Voͤlker
Aus dem Banne. Verlaßt euch darauf, mein
werthester Oheim!
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