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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

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Durch die Welt sich zu helfen ist ganz was
   eignes; man kann sich

Nicht so heilig bewahren als wie im Kloster,
   das wißt ihr.

Handelt einer mit Honig, er leckt zuweilen die
   Finger.

Lampe reizte mich sehr; er sprang herüber,
   hinüber,

Mir vor den Augen herum, sein fettes Wesen
   gefiel mir,

Und ich setzte die Liebe bey Seite; so gönnt
   ich Bellinen

Wenig Gutes. Sie haben den Schaden, ich
   habe die Sünde.

Aber sie sind zum Theil auch so plump, in
   jeglichen Dingen

Grob und stumpf. Ich sollte noch viel Cere-
   monien machen?

Wenig Lust behielt ich dazu. Ich hatte von
   Hofe

Durch die Welt sich zu helfen ist ganz was
   eignes; man kann sich

Nicht so heilig bewahren als wie im Kloster,
   das wißt ihr.

Handelt einer mit Honig, er leckt zuweilen die
   Finger.

Lampe reizte mich sehr; er sprang heruͤber,
   hinuͤber,

Mir vor den Augen herum, sein fettes Wesen
   gefiel mir,

Und ich setzte die Liebe bey Seite; so goͤnnt
   ich Bellinen

Wenig Gutes. Sie haben den Schaden, ich
   habe die Suͤnde.

Aber sie sind zum Theil auch so plump, in
   jeglichen Dingen

Grob und stumpf. Ich sollte noch viel Cere-
   monien machen?

Wenig Lust behielt ich dazu. Ich hatte von
   Hofe

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[279/0287] Durch die Welt sich zu helfen ist ganz was eignes; man kann sich Nicht so heilig bewahren als wie im Kloster, das wißt ihr. Handelt einer mit Honig, er leckt zuweilen die Finger. Lampe reizte mich sehr; er sprang heruͤber, hinuͤber, Mir vor den Augen herum, sein fettes Wesen gefiel mir, Und ich setzte die Liebe bey Seite; so goͤnnt ich Bellinen Wenig Gutes. Sie haben den Schaden, ich habe die Suͤnde. Aber sie sind zum Theil auch so plump, in jeglichen Dingen Grob und stumpf. Ich sollte noch viel Cere- monien machen? Wenig Lust behielt ich dazu. Ich hatte von Hofe

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/287>, abgerufen am 15.05.2024.