Weil ich nicht lesen und schreiben gelernt. Ver- sucht es, mein Oheim, Und beschauet die Schrift, ihr werdet vielleicht sie verstehen.
Isegrim sagte: Was sollt' ich nicht lesen! das wäre mir seltsam! Deutsch, Latein und Wälsch, sogar Französisch versteh ich, Denn in Erfurt hab' ich mich wohl zur Schule gehalten, Bey den Weisen, Gelahrten, und mit den Mei- stern des Rechtes Fragen und Urtheil gestellt; ich habe meine Li- zenzen Förmlich genommen, und was für Scripturen man immer auch findet, Les ich als wär es mein Nahme. Drum wird es mir heute nicht fehlen.
Weil ich nicht lesen und schreiben gelernt. Ver- sucht es, mein Oheim, Und beschauet die Schrift, ihr werdet vielleicht sie verstehen.
Isegrim sagte: Was sollt' ich nicht lesen! das waͤre mir seltsam! Deutsch, Latein und Waͤlsch, sogar Franzoͤsisch versteh ich, Denn in Erfurt hab' ich mich wohl zur Schule gehalten, Bey den Weisen, Gelahrten, und mit den Mei- stern des Rechtes Fragen und Urtheil gestellt; ich habe meine Li- zenzen Foͤrmlich genommen, und was fuͤr Scripturen man immer auch findet, Les ich als waͤr es mein Nahme. Drum wird es mir heute nicht fehlen.
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Weil ich nicht lesen und schreiben gelernt. Ver-
sucht es, mein Oheim,
Und beschauet die Schrift, ihr werdet vielleicht
sie verstehen.
Isegrim sagte: Was sollt' ich nicht lesen!
das waͤre mir seltsam!
Deutsch, Latein und Waͤlsch, sogar Franzoͤsisch
versteh ich,
Denn in Erfurt hab' ich mich wohl zur Schule
gehalten,
Bey den Weisen, Gelahrten, und mit den Mei-
stern des Rechtes
Fragen und Urtheil gestellt; ich habe meine Li-
zenzen
Foͤrmlich genommen, und was fuͤr Scripturen
man immer auch findet,
Les ich als waͤr es mein Nahme. Drum wird
es mir heute nicht fehlen.
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Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/282>, abgerufen am 15.05.2024.
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