Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Wallfahrt; da wollte mein Weib darüber völ-
   lig verzweifeln,

Es befiel sie ein tödtlicher Schrecken, sie lag
   uns in Ohnmacht.

Lampe sah das und fürchtete sich, und in der
   Verwirrung

Rief er: Helfet Bellyn! Bellyn! o, säumet
   nicht lange;

Meine Muhme wird mir gewiß nicht wieder
   lebendig!

So viel weiß ich, sagte Bellyn, er hat ängst-
   lich gerufen.

Nicht ein Härchen ist ihm verletzt, verschwur
   sich der Falsche;

Lieber möchte mir selbst als Lampen was Bö-
   ses begegnen.

Hörtet ihr? sagte Reinecke drauf. Es bat mich
   der König

Gestern, käm' ich nach Hause, da sollt ich in
   einigen Briefen

Wallfahrt; da wollte mein Weib daruͤber voͤl-
   lig verzweifeln,

Es befiel sie ein toͤdtlicher Schrecken, sie lag
   uns in Ohnmacht.

Lampe sah das und fuͤrchtete sich, und in der
   Verwirrung

Rief er: Helfet Bellyn! Bellyn! o, saͤumet
   nicht lange;

Meine Muhme wird mir gewiß nicht wieder
   lebendig!

So viel weiß ich, sagte Bellyn, er hat aͤngst-
   lich gerufen.

Nicht ein Haͤrchen ist ihm verletzt, verschwur
   sich der Falsche;

Lieber moͤchte mir selbst als Lampen was Boͤ-
   ses begegnen.

Hoͤrtet ihr? sagte Reinecke drauf. Es bat mich
   der Koͤnig

Gestern, kaͤm' ich nach Hause, da sollt ich in
   einigen Briefen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="22">
              <pb facs="#f0230" n="222"/>
              <l>Wallfahrt; da wollte mein Weib daru&#x0364;ber vo&#x0364;l-<lb/><space dim="horizontal"/>lig verzweifeln,</l><lb/>
              <l>Es befiel sie ein to&#x0364;dtlicher Schrecken, sie lag<lb/><space dim="horizontal"/>uns in Ohnmacht.</l><lb/>
              <l>Lampe sah das und fu&#x0364;rchtete sich, und in der<lb/><space dim="horizontal"/>Verwirrung</l><lb/>
              <l>Rief er: Helfet Bellyn! Bellyn! o, sa&#x0364;umet<lb/><space dim="horizontal"/>nicht lange;</l><lb/>
              <l>Meine Muhme wird mir gewiß nicht wieder<lb/><space dim="horizontal"/>lebendig!</l><lb/>
              <l>So viel weiß ich, sagte Bellyn, er hat a&#x0364;ngst-<lb/><space dim="horizontal"/>lich gerufen.</l><lb/>
              <l>Nicht ein Ha&#x0364;rchen ist ihm verletzt, verschwur<lb/><space dim="horizontal"/>sich der Falsche;</l><lb/>
              <l>Lieber mo&#x0364;chte mir selbst als Lampen was Bo&#x0364;-<lb/><space dim="horizontal"/>ses begegnen.</l><lb/>
              <l>Ho&#x0364;rtet ihr? sagte Reinecke drauf. Es bat mich<lb/><space dim="horizontal"/>der Ko&#x0364;nig</l><lb/>
              <l>Gestern, ka&#x0364;m' ich nach Hause, da sollt ich in<lb/><space dim="horizontal"/>einigen Briefen</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[222/0230] Wallfahrt; da wollte mein Weib daruͤber voͤl- lig verzweifeln, Es befiel sie ein toͤdtlicher Schrecken, sie lag uns in Ohnmacht. Lampe sah das und fuͤrchtete sich, und in der Verwirrung Rief er: Helfet Bellyn! Bellyn! o, saͤumet nicht lange; Meine Muhme wird mir gewiß nicht wieder lebendig! So viel weiß ich, sagte Bellyn, er hat aͤngst- lich gerufen. Nicht ein Haͤrchen ist ihm verletzt, verschwur sich der Falsche; Lieber moͤchte mir selbst als Lampen was Boͤ- ses begegnen. Hoͤrtet ihr? sagte Reinecke drauf. Es bat mich der Koͤnig Gestern, kaͤm' ich nach Hause, da sollt ich in einigen Briefen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/230
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/230>, abgerufen am 04.05.2024.