Schien mit Ränzel und Stab nach dem heili- gen Grabe zu wallen, Hatt' er dort gleich so wenig zu thun als ein Maybaum in Aachen. Ganz was anders führt er im Schilde. Nun war ihm gelungen, Einen flächsenen Bart und eine wächserne Nase Seinem König zu drehen; es mußten ihm alle Verkläger Folgen, da er nun ging, und ihn mit Ehren begleiten. Und er konnte die Tücke nicht lassen, und sag- te noch scheidend: Sorget, gnädiger Herr, daß euch die beyden Verräther Nicht entgehen, und haltet sie wohl im Ker- ker gebunden. Würden sie frey, sie ließen nicht ab mit schändlichen Werken.
Schien mit Raͤnzel und Stab nach dem heili- gen Grabe zu wallen, Hatt' er dort gleich so wenig zu thun als ein Maybaum in Aachen. Ganz was anders fuͤhrt er im Schilde. Nun war ihm gelungen, Einen flaͤchsenen Bart und eine waͤchserne Nase Seinem Koͤnig zu drehen; es mußten ihm alle Verklaͤger Folgen, da er nun ging, und ihn mit Ehren begleiten. Und er konnte die Tuͤcke nicht lassen, und sag- te noch scheidend: Sorget, gnaͤdiger Herr, daß euch die beyden Verraͤther Nicht entgehen, und haltet sie wohl im Ker- ker gebunden. Wuͤrden sie frey, sie ließen nicht ab mit schaͤndlichen Werken.
<TEI><text><body><div><divtype="poem"><lgtype="poem"><lgn="14"><pbfacs="#f0214"n="206"/><l>Schien mit Raͤnzel und Stab nach dem heili-<lb/><spacedim="horizontal"/>gen Grabe zu wallen,</l><lb/><l>Hatt' er dort gleich so wenig zu thun als ein<lb/><spacedim="horizontal"/>Maybaum in Aachen.</l><lb/><l>Ganz was anders fuͤhrt er im Schilde. Nun<lb/><spacedim="horizontal"/>war ihm gelungen,</l><lb/><l>Einen flaͤchsenen Bart und eine waͤchserne<lb/><spacedim="horizontal"/>Nase</l><lb/><l>Seinem Koͤnig zu drehen; es mußten ihm<lb/><spacedim="horizontal"/>alle Verklaͤger</l><lb/><l>Folgen, da er nun ging, und ihn mit Ehren<lb/><spacedim="horizontal"/>begleiten.</l><lb/><l>Und er konnte die Tuͤcke nicht lassen, und sag-<lb/><spacedim="horizontal"/>te noch scheidend:</l><lb/><l>Sorget, gnaͤdiger Herr, daß euch die beyden<lb/><spacedim="horizontal"/>Verraͤther</l><lb/><l>Nicht entgehen, und haltet sie wohl im Ker-<lb/><spacedim="horizontal"/>ker gebunden.</l><lb/><l>Wuͤrden sie frey, sie ließen nicht ab mit<lb/><spacedim="horizontal"/>schaͤndlichen Werken.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[206/0214]
Schien mit Raͤnzel und Stab nach dem heili-
gen Grabe zu wallen,
Hatt' er dort gleich so wenig zu thun als ein
Maybaum in Aachen.
Ganz was anders fuͤhrt er im Schilde. Nun
war ihm gelungen,
Einen flaͤchsenen Bart und eine waͤchserne
Nase
Seinem Koͤnig zu drehen; es mußten ihm
alle Verklaͤger
Folgen, da er nun ging, und ihn mit Ehren
begleiten.
Und er konnte die Tuͤcke nicht lassen, und sag-
te noch scheidend:
Sorget, gnaͤdiger Herr, daß euch die beyden
Verraͤther
Nicht entgehen, und haltet sie wohl im Ker-
ker gebunden.
Wuͤrden sie frey, sie ließen nicht ab mit
schaͤndlichen Werken.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-09-02T14:50:32Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: gekennzeichnet;
Druckfehler: dokumentiert;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage;
i/j in Fraktur: keine Angabe;
I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert;
Kolumnentitel: gekennzeichnet;
Kustoden: gekennzeichnet;
langes s (ſ): als s transkribiert;
Normalisierungen: keine;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: wie Vorlage;
u/v bzw. U/V: keine Angabe;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: vollständig erfasst;
Zeichensetzung: wie Vorlage;
Zeilenumbrüche markiert: ja;
Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/214>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.