Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).

Bild:
<< vorherige Seite

Mir zu geloben vor Euch, daß er mich wie-
   der begnadigt,

Daß er mir alle Verbrechen und Schulden
   und alle den Unmuth,

Den ich ihm leider erregt', auf keine Weise
   gedenket,

So besitzet gewiß in unsern Zeiten kein
   König

Solchen Reichthum als er durch meine Treue
   gewinnet.

Groß ist der Schatz; ich zeige den Ort, ihr
   werdet erstaunen.

Glaubet ihm nicht, versetzte der König! doch
   wenn er von Stehlen,

Lügen und Rauben erzählt, das möget ihr
   allenfalls glauben;

Denn ein größerer Lügner ist wahrlich nie-
   mals gewesen.

Mir zu geloben vor Euch, daß er mich wie-
   der begnadigt,

Daß er mir alle Verbrechen und Schulden
   und alle den Unmuth,

Den ich ihm leider erregt', auf keine Weise
   gedenket,

So besitzet gewiß in unsern Zeiten kein
   Koͤnig

Solchen Reichthum als er durch meine Treue
   gewinnet.

Groß ist der Schatz; ich zeige den Ort, ihr
   werdet erstaunen.

Glaubet ihm nicht, versetzte der Koͤnig! doch
   wenn er von Stehlen,

Luͤgen und Rauben erzaͤhlt, das moͤget ihr
   allenfalls glauben;

Denn ein groͤßerer Luͤgner ist wahrlich nie-
   mals gewesen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div type="poem">
          <lg type="poem">
            <lg n="15">
              <pb facs="#f0183" n="175"/>
              <l>Mir zu geloben vor Euch, daß er mich wie-<lb/><space dim="horizontal"/>der begnadigt,</l><lb/>
              <l>Daß er mir alle Verbrechen und Schulden<lb/><space dim="horizontal"/>und alle den Unmuth,</l><lb/>
              <l>Den ich ihm leider erregt', auf keine Weise<lb/><space dim="horizontal"/>gedenket,</l><lb/>
              <l>So besitzet gewiß in unsern Zeiten kein<lb/><space dim="horizontal"/>Ko&#x0364;nig</l><lb/>
              <l>Solchen Reichthum als er durch meine Treue<lb/><space dim="horizontal"/>gewinnet.</l><lb/>
              <l>Groß ist der Schatz; ich zeige den Ort, ihr<lb/><space dim="horizontal"/>werdet erstaunen.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="16">
              <l>Glaubet ihm nicht, versetzte der Ko&#x0364;nig! doch<lb/><space dim="horizontal"/>wenn er von Stehlen,</l><lb/>
              <l>Lu&#x0364;gen und Rauben erza&#x0364;hlt, das mo&#x0364;get ihr<lb/><space dim="horizontal"/>allenfalls glauben;</l><lb/>
              <l>Denn ein gro&#x0364;ßerer Lu&#x0364;gner ist wahrlich nie-<lb/><space dim="horizontal"/>mals gewesen.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0183] Mir zu geloben vor Euch, daß er mich wie- der begnadigt, Daß er mir alle Verbrechen und Schulden und alle den Unmuth, Den ich ihm leider erregt', auf keine Weise gedenket, So besitzet gewiß in unsern Zeiten kein Koͤnig Solchen Reichthum als er durch meine Treue gewinnet. Groß ist der Schatz; ich zeige den Ort, ihr werdet erstaunen. Glaubet ihm nicht, versetzte der Koͤnig! doch wenn er von Stehlen, Luͤgen und Rauben erzaͤhlt, das moͤget ihr allenfalls glauben; Denn ein groͤßerer Luͤgner ist wahrlich nie- mals gewesen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Friedrich von Fuchs, Reineke-Fuchs-Sammlung: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-09-02T14:50:32Z)
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-09-02T14:50:32Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/183
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2), S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_reineke_1794/183>, abgerufen am 23.11.2024.