Goethe, Johann Wolfgang von: Reinecke Fuchs. In zwölf Gesängen. Berlin, 1794 (= Goethe's Neue Schriften, Bd. 2).Braun versetzte: stellt nur die Leiter, ich will Seht doch! sagte Reinecke drauf: Wie seyd ihr geschäftig, Euren Oheim zum Tode zu bringen! Ihr solltet ihn eher Schützen und schirmen, und wär' er in Noth, euch seiner erbarmen. Gern bät ich um Gnade, allein was könnt es mir helfen? Isegrim haßt mich zu sehr, ja seinem Weibe gebeut er Mich zu halten und mir den Weg zur Flucht zu vertreten. Dächte sie voriger Zeiten, sie könnte mir wahr- lich nicht schaden. Aber soll es nun über mich gehn, so wollt' ich es wäre, Braun versetzte: stellt nur die Leiter, ich will Seht doch! sagte Reinecke drauf: Wie seyd ihr geschaͤftig, Euren Oheim zum Tode zu bringen! Ihr solltet ihn eher Schuͤtzen und schirmen, und waͤr' er in Noth, euch seiner erbarmen. Gern baͤt ich um Gnade, allein was koͤnnt es mir helfen? Isegrim haßt mich zu sehr, ja seinem Weibe gebeut er Mich zu halten und mir den Weg zur Flucht zu vertreten. Daͤchte sie voriger Zeiten, sie koͤnnte mir wahr- lich nicht schaden. Aber soll es nun uͤber mich gehn, so wollt' ich es waͤre, <TEI> <text> <body> <div> <div type="poem"> <lg type="poem"> <lg n="10"> <pb facs="#f0146" n="138"/> <l>Braun versetzte: stellt nur die Leiter, ich will<lb/><space dim="horizontal"/>ihn schon halten.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Seht doch! sagte Reinecke drauf: Wie seyd<lb/><space dim="horizontal"/>ihr geschaͤftig,</l><lb/> <l>Euren Oheim zum Tode zu bringen! Ihr<lb/><space dim="horizontal"/>solltet ihn eher</l><lb/> <l>Schuͤtzen und schirmen, und waͤr' er in Noth,<lb/><space dim="horizontal"/>euch seiner erbarmen.</l><lb/> <l>Gern baͤt ich um Gnade, allein was koͤnnt<lb/><space dim="horizontal"/>es mir helfen?</l><lb/> <l>Isegrim haßt mich zu sehr, ja seinem Weibe<lb/><space dim="horizontal"/>gebeut er</l><lb/> <l>Mich zu halten und mir den Weg zur Flucht<lb/><space dim="horizontal"/>zu vertreten.</l><lb/> <l>Daͤchte sie voriger Zeiten, sie koͤnnte mir wahr-<lb/><space dim="horizontal"/>lich nicht schaden.</l><lb/> <l>Aber soll es nun uͤber mich gehn, so wollt'<lb/><space dim="horizontal"/>ich es waͤre,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [138/0146]
Braun versetzte: stellt nur die Leiter, ich will
ihn schon halten.
Seht doch! sagte Reinecke drauf: Wie seyd
ihr geschaͤftig,
Euren Oheim zum Tode zu bringen! Ihr
solltet ihn eher
Schuͤtzen und schirmen, und waͤr' er in Noth,
euch seiner erbarmen.
Gern baͤt ich um Gnade, allein was koͤnnt
es mir helfen?
Isegrim haßt mich zu sehr, ja seinem Weibe
gebeut er
Mich zu halten und mir den Weg zur Flucht
zu vertreten.
Daͤchte sie voriger Zeiten, sie koͤnnte mir wahr-
lich nicht schaden.
Aber soll es nun uͤber mich gehn, so wollt'
ich es waͤre,
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