einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬ mer ergriff, sobald er den Grafen gewahr ward. Sie finden den ganzen Adel der Welt beysammen, Markesen, Marqui's, Mi¬ lord's und Baronen, es hat nur noch an ei¬ nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe hinauf, und Wilhelm war die erste Person, die ihnen im Vorsaal entgegen kam. Mi¬ lord! sagte der Graf zu ihm auf französisch, nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet hatte, ich freue mich sehr, Ihre Bekannt¬ schaft unvermuthet zu erneuern; denn ich müßte mich sehr irren, wenn ich Sie nicht im Gefolge des Prinzen sollte in meinem Schlosse gesehen haben. -- Ich hatte das Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten, versetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬ länder und zwar vom ersten Range halten, ich bin ein Deutscher, und-- zwar ein sehr
einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬ mer ergriff, ſobald er den Grafen gewahr ward. Sie finden den ganzen Adel der Welt beyſammen, Markeſen, Marqui’s, Mi¬ lord’s und Baronen, es hat nur noch an ei¬ nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe hinauf, und Wilhelm war die erſte Perſon, die ihnen im Vorſaal entgegen kam. Mi¬ lord! ſagte der Graf zu ihm auf franzöſiſch, nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet hatte, ich freue mich ſehr, Ihre Bekannt¬ ſchaft unvermuthet zu erneuern; denn ich müßte mich ſehr irren, wenn ich Sie nicht im Gefolge des Prinzen ſollte in meinem Schloſſe geſehen haben. — Ich hatte das Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten, verſetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬ länder und zwar vom erſten Range halten, ich bin ein Deutſcher, und— zwar ein ſehr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0481"n="477"/>
einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬<lb/>
mer ergriff, ſobald er den Grafen gewahr<lb/>
ward. Sie finden den ganzen Adel der<lb/>
Welt beyſammen, Markeſen, Marqui’s, Mi¬<lb/>
lord’s und Baronen, es hat nur noch an ei¬<lb/>
nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe<lb/>
hinauf, und Wilhelm war die erſte Perſon,<lb/>
die ihnen im Vorſaal entgegen kam. Mi¬<lb/>
lord! ſagte der Graf zu ihm auf franzöſiſch,<lb/>
nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet<lb/>
hatte, ich freue mich ſehr, Ihre Bekannt¬<lb/>ſchaft unvermuthet zu erneuern; denn ich<lb/>
müßte mich ſehr irren, wenn ich Sie nicht<lb/>
im Gefolge des Prinzen ſollte in meinem<lb/>
Schloſſe geſehen haben. — Ich hatte das<lb/>
Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten,<lb/>
verſetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu<lb/>
viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬<lb/>
länder und zwar vom erſten Range halten,<lb/>
ich bin ein Deutſcher, und— zwar ein ſehr<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[477/0481]
einem Anfall von toller Laune, die ihn im¬
mer ergriff, ſobald er den Grafen gewahr
ward. Sie finden den ganzen Adel der
Welt beyſammen, Markeſen, Marqui’s, Mi¬
lord’s und Baronen, es hat nur noch an ei¬
nen Grafen gefehlt. So ging man die Treppe
hinauf, und Wilhelm war die erſte Perſon,
die ihnen im Vorſaal entgegen kam. Mi¬
lord! ſagte der Graf zu ihm auf franzöſiſch,
nachdem er ihn einen Augenblick betrachtet
hatte, ich freue mich ſehr, Ihre Bekannt¬
ſchaft unvermuthet zu erneuern; denn ich
müßte mich ſehr irren, wenn ich Sie nicht
im Gefolge des Prinzen ſollte in meinem
Schloſſe geſehen haben. — Ich hatte das
Glück Ew. Exzellenz damals aufzuwarten,
verſetzte Wilhelm, nur erzeigen Sie mir zu
viel Ehre, wenn Sie mich für einen Eng¬
länder und zwar vom erſten Range halten,
ich bin ein Deutſcher, und— zwar ein ſehr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/481>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.