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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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besser, ordentlicher, zweckmäßiger einzurich¬
ten; aber auch in dem Augenblicke verlohr
das Kind die Lust daran. Du bist ein wah¬
rer Mensch! rief Wilhelm aus, komm mein
Sohn! komm mein Bruder, laß uns in der
Welt zwecklos hinspielen, so gut wir können.

Sein Entschluß sich zu entfernen, das
Kind mit sich zu nehmen, und sich an den
Gegenständen der Welt zu zerstreuen, war
nun sein fester Vorsatz. Er schrieb an Wer¬
nern, ersuchte ihn um Geld und Creditbriefe,
und schickte Friedrichs Curier mit dem ge¬
schärften Auftrage weg, bald wieder zu kom¬
men. So sehr er gegen die übrigen Freunde
auch verstimmt war, so rein blieb sein Ver¬
hältniß zu Natalien. Er vertraute ihr seine

Absicht; auch sie nahm für bekannt an, daß
er gehen könne und müsse, und wenn ihn
auch gleich diese scheinbare Gleichgültigkeit
an ihr schmerzte, so beruhigte ihn doch ihre

gute

beſſer, ordentlicher, zweckmäßiger einzurich¬
ten; aber auch in dem Augenblicke verlohr
das Kind die Luſt daran. Du biſt ein wah¬
rer Menſch! rief Wilhelm aus, komm mein
Sohn! komm mein Bruder, laß uns in der
Welt zwecklos hinſpielen, ſo gut wir können.

Sein Entſchluß ſich zu entfernen, das
Kind mit ſich zu nehmen, und ſich an den
Gegenſtänden der Welt zu zerſtreuen, war
nun ſein feſter Vorſatz. Er ſchrieb an Wer¬
nern, erſuchte ihn um Geld und Creditbriefe,
und ſchickte Friedrichs Curier mit dem ge¬
ſchärften Auftrage weg, bald wieder zu kom¬
men. So ſehr er gegen die übrigen Freunde
auch verſtimmt war, ſo rein blieb ſein Ver¬
hältniß zu Natalien. Er vertraute ihr ſeine

Abſicht; auch ſie nahm für bekannt an, daß
er gehen könne und müſſe, und wenn ihn
auch gleich dieſe ſcheinbare Gleichgültigkeit
an ihr ſchmerzte, ſo beruhigte ihn doch ihre

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[400/0404] beſſer, ordentlicher, zweckmäßiger einzurich¬ ten; aber auch in dem Augenblicke verlohr das Kind die Luſt daran. Du biſt ein wah¬ rer Menſch! rief Wilhelm aus, komm mein Sohn! komm mein Bruder, laß uns in der Welt zwecklos hinſpielen, ſo gut wir können. Sein Entſchluß ſich zu entfernen, das Kind mit ſich zu nehmen, und ſich an den Gegenſtänden der Welt zu zerſtreuen, war nun ſein feſter Vorſatz. Er ſchrieb an Wer¬ nern, erſuchte ihn um Geld und Creditbriefe, und ſchickte Friedrichs Curier mit dem ge¬ ſchärften Auftrage weg, bald wieder zu kom¬ men. So ſehr er gegen die übrigen Freunde auch verſtimmt war, ſo rein blieb ſein Ver¬ hältniß zu Natalien. Er vertraute ihr ſeine Abſicht; auch ſie nahm für bekannt an, daß er gehen könne und müſſe, und wenn ihn auch gleich dieſe ſcheinbare Gleichgültigkeit an ihr ſchmerzte, ſo beruhigte ihn doch ihre gute

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/404>, abgerufen am 22.11.2024.