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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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Hören Sie mich aus, sagte Jarno, die
Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend
eine Zeit lang sorglos seyn könne. Das
Gleichgewicht in den menschlichen Handlun¬
gen kann leider nur durch Gegensätze herge¬
stellt werden. Es ist gegenwärtig nichts we¬
niger als räthlich, nur an Einem Ort zu be¬
sitzen, nur Einem Platze sein Geld anzuver¬
trauen, und es ist wieder schwer an vielen
Orten Aufsicht darüber zu führen; wir haben
uns deswegen etwas anders ausgedacht, aus
unserm alten Thurm soll eine Societät aus¬
gehen, die sich in alle Theile der Welt aus¬
breiten, in die man aus jedem Theile der
Welt eintreten kann. Wir assecuriren uns
unter einander unsere Existenz, auf den ein¬
zigen Fall, daß eine Staatsrevolution den
einen oder den andern von seinen Besitzthü¬
mern völlig vertriebe. Ich gehe nun hin¬
über nach Amerika, um die guten Verhält¬

W. Meisters Lehrj. 4. B b

Hören Sie mich aus, ſagte Jarno, die
Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend
eine Zeit lang ſorglos ſeyn könne. Das
Gleichgewicht in den menſchlichen Handlun¬
gen kann leider nur durch Gegenſätze herge¬
ſtellt werden. Es iſt gegenwärtig nichts we¬
niger als räthlich, nur an Einem Ort zu be¬
ſitzen, nur Einem Platze ſein Geld anzuver¬
trauen, und es iſt wieder ſchwer an vielen
Orten Aufſicht darüber zu führen; wir haben
uns deswegen etwas anders ausgedacht, aus
unſerm alten Thurm ſoll eine Societät aus¬
gehen, die ſich in alle Theile der Welt aus¬
breiten, in die man aus jedem Theile der
Welt eintreten kann. Wir aſſecuriren uns
unter einander unſere Exiſtenz, auf den ein¬
zigen Fall, daß eine Staatsrevolution den
einen oder den andern von ſeinen Beſitzthü¬
mern völlig vertriebe. Ich gehe nun hin¬
über nach Amerika, um die guten Verhält¬

W. Meiſters Lehrj. 4. B b
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[385/0389] Hören Sie mich aus, ſagte Jarno, die Sorge geziemt dem Alter, damit die Jugend eine Zeit lang ſorglos ſeyn könne. Das Gleichgewicht in den menſchlichen Handlun¬ gen kann leider nur durch Gegenſätze herge¬ ſtellt werden. Es iſt gegenwärtig nichts we¬ niger als räthlich, nur an Einem Ort zu be¬ ſitzen, nur Einem Platze ſein Geld anzuver¬ trauen, und es iſt wieder ſchwer an vielen Orten Aufſicht darüber zu führen; wir haben uns deswegen etwas anders ausgedacht, aus unſerm alten Thurm ſoll eine Societät aus¬ gehen, die ſich in alle Theile der Welt aus¬ breiten, in die man aus jedem Theile der Welt eintreten kann. Wir aſſecuriren uns unter einander unſere Exiſtenz, auf den ein¬ zigen Fall, daß eine Staatsrevolution den einen oder den andern von ſeinen Beſitzthü¬ mern völlig vertriebe. Ich gehe nun hin¬ über nach Amerika, um die guten Verhält¬ W. Meiſters Lehrj. 4. B b

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/389>, abgerufen am 26.11.2024.