Wenn ich hoffe, daß wir zusammen pas¬ sen werden, so gründe ich meinen Ausspruch vorzüglich darauf, daß er Dir, liebe Nata¬ lie, die ich so unendlich schätze und verehre, daß er Dir ähnlich ist. Ja er hat von Dir das edle Suchen und Streben nach dem Bessern, wodurch wir das Gute, das wir zu finden glauben, selbst hervorbringen. Wie oft habe ich Dich nicht im Stillen getadelt, daß Du diesen oder jenen Menschen anders behandeltest, daß Du in diesem oder jenen Fall Dich anders betrugst, als ich würde ge¬ than haben, und doch zeigte der Ausgang meist, daß Du Recht hattest. Wenn wir, sagtest Du, die Menschen nur nehmen wie sie sind, so machen wir sie schlechter; wenn wir sie behandeln, als wären sie was sie seyn sollten, so bringen wir sie dahin, wo¬ hin sie zu bringen sind. Ich kann weder so sehen noch handeln, das weiß ich recht gut.
Wenn ich hoffe, daß wir zuſammen paſ¬ ſen werden, ſo gründe ich meinen Ausſpruch vorzüglich darauf, daß er Dir, liebe Nata¬ lie, die ich ſo unendlich ſchätze und verehre, daß er Dir ähnlich iſt. Ja er hat von Dir das edle Suchen und Streben nach dem Beſſern, wodurch wir das Gute, das wir zu finden glauben, ſelbſt hervorbringen. Wie oft habe ich Dich nicht im Stillen getadelt, daß Du dieſen oder jenen Menſchen anders behandelteſt, daß Du in dieſem oder jenen Fall Dich anders betrugſt, als ich würde ge¬ than haben, und doch zeigte der Ausgang meiſt, daß Du Recht hatteſt. Wenn wir, ſagteſt Du, die Menſchen nur nehmen wie ſie ſind, ſo machen wir ſie ſchlechter; wenn wir ſie behandeln, als wären ſie was ſie ſeyn ſollten, ſo bringen wir ſie dahin, wo¬ hin ſie zu bringen ſind. Ich kann weder ſo ſehen noch handeln, das weiß ich recht gut.
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Wenn ich hoffe, daß wir zuſammen paſ¬
ſen werden, ſo gründe ich meinen Ausſpruch
vorzüglich darauf, daß er Dir, liebe Nata¬
lie, die ich ſo unendlich ſchätze und verehre,
daß er Dir ähnlich iſt. Ja er hat von Dir
das edle Suchen und Streben nach dem
Beſſern, wodurch wir das Gute, das wir
zu finden glauben, ſelbſt hervorbringen. Wie
oft habe ich Dich nicht im Stillen getadelt,
daß Du dieſen oder jenen Menſchen anders
behandelteſt, daß Du in dieſem oder jenen
Fall Dich anders betrugſt, als ich würde ge¬
than haben, und doch zeigte der Ausgang
meiſt, daß Du Recht hatteſt. Wenn wir,
ſagteſt Du, die Menſchen nur nehmen wie
ſie ſind, ſo machen wir ſie ſchlechter; wenn
wir ſie behandeln, als wären ſie was ſie
ſeyn ſollten, ſo bringen wir ſie dahin, wo¬
hin ſie zu bringen ſind. Ich kann weder ſo
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/305>, abgerufen am 25.11.2024.
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