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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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mit Fragen, und gab ihm Anlaß sich nach
Gegenständen zu erkundigen, denen er sonst
wenig Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Auch
der eingebohrne Trieb, die Herkunft und
das Ende der Dinge zu erfahren, zeigte sich
früh bey dem Knaben. Wenn er fragte,
wo der Wind herkomme und wo die Flamme
hinkomme? war dem Vater seine eigene Be¬
schränkung erst recht lebendig, er wünschte
zu erfahren, wie weit sich der Mensch mit
seinen Gedanken wagen, und wovon er hof¬
fen dürfe sich und andern jemals Rechen¬
schaft zu geben. Die Heftigkeit des Kindes,
wenn es irgend einem lebendigen Wesen Un¬
recht geschehen sah, erfreute den Vater höch¬
lich, als das Zeichen eines trefflichen Ge¬
müths. Das Kind schlug heftig nach dem
Küchenmädchen, das einige Tauben abge¬
schnitten hatte; dieser schöne Begriff wurde
denn freylich bald wieder zerstöhrt, als er

mit Fragen, und gab ihm Anlaß ſich nach
Gegenſtänden zu erkundigen, denen er ſonſt
wenig Aufmerkſamkeit gewidmet hatte. Auch
der eingebohrne Trieb, die Herkunft und
das Ende der Dinge zu erfahren, zeigte ſich
früh bey dem Knaben. Wenn er fragte,
wo der Wind herkomme und wo die Flamme
hinkomme? war dem Vater ſeine eigene Be¬
ſchränkung erſt recht lebendig, er wünſchte
zu erfahren, wie weit ſich der Menſch mit
ſeinen Gedanken wagen, und wovon er hof¬
fen dürfe ſich und andern jemals Rechen¬
ſchaft zu geben. Die Heftigkeit des Kindes,
wenn es irgend einem lebendigen Weſen Un¬
recht geſchehen ſah, erfreute den Vater höch¬
lich, als das Zeichen eines trefflichen Ge¬
müths. Das Kind ſchlug heftig nach dem
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ſchnitten hatte; dieſer ſchöne Begriff wurde
denn freylich bald wieder zerſtöhrt, als er

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[226/0230] mit Fragen, und gab ihm Anlaß ſich nach Gegenſtänden zu erkundigen, denen er ſonſt wenig Aufmerkſamkeit gewidmet hatte. Auch der eingebohrne Trieb, die Herkunft und das Ende der Dinge zu erfahren, zeigte ſich früh bey dem Knaben. Wenn er fragte, wo der Wind herkomme und wo die Flamme hinkomme? war dem Vater ſeine eigene Be¬ ſchränkung erſt recht lebendig, er wünſchte zu erfahren, wie weit ſich der Menſch mit ſeinen Gedanken wagen, und wovon er hof¬ fen dürfe ſich und andern jemals Rechen¬ ſchaft zu geben. Die Heftigkeit des Kindes, wenn es irgend einem lebendigen Weſen Un¬ recht geſchehen ſah, erfreute den Vater höch¬ lich, als das Zeichen eines trefflichen Ge¬ müths. Das Kind ſchlug heftig nach dem Küchenmädchen, das einige Tauben abge¬ ſchnitten hatte; dieſer ſchöne Begriff wurde denn freylich bald wieder zerſtöhrt, als er

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/230>, abgerufen am 23.11.2024.