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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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der von Natur nichts weniger als gläu¬
big war.

Die ganze Gesellschaft begab sich nun¬
mehr auf die Güter, um sie zu besehen und
den Handel abzuschließen. Wilhelm ließ sei¬
nen Felix nicht von der Seite, und freute
sich, um des Knaben willen, recht lebhaft
des Besitzes, dem man entgegen sah. Die
Lüsternheit des Kindes nach den Kirschen
und Beeren, die bald reif werden sollten,
erinnerten ihn an die Zeit seiner Jugend und
an die vielfache Pflicht des Vaters, den sei¬
nigen den Genuß vorzubereiten, zu verschaf¬
fen und zu erhalten. Mit welchem Inter¬
esse betrachtete er die Baumschulen und die
Gebäude, wie lebhaft sann er darauf, das
Vernachlässigte wieder herzustellen und das
Verfallne zu erneuern. Er sah die Welt
nicht mehr wie ein Zugvogel an, ein Ge¬
bäude nicht mehr für eine geschwind zusam¬

der von Natur nichts weniger als gläu¬
big war.

Die ganze Geſellſchaft begab ſich nun¬
mehr auf die Güter, um ſie zu beſehen und
den Handel abzuſchließen. Wilhelm ließ ſei¬
nen Felix nicht von der Seite, und freute
ſich, um des Knaben willen, recht lebhaft
des Beſitzes, dem man entgegen ſah. Die
Lüſternheit des Kindes nach den Kirſchen
und Beeren, die bald reif werden ſollten,
erinnerten ihn an die Zeit ſeiner Jugend und
an die vielfache Pflicht des Vaters, den ſei¬
nigen den Genuß vorzubereiten, zu verſchaf¬
fen und zu erhalten. Mit welchem Inter¬
eſſe betrachtete er die Baumſchulen und die
Gebäude, wie lebhaft ſann er darauf, das
Vernachläſſigte wieder herzuſtellen und das
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nicht mehr wie ein Zugvogel an, ein Ge¬
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[223/0227] der von Natur nichts weniger als gläu¬ big war. Die ganze Geſellſchaft begab ſich nun¬ mehr auf die Güter, um ſie zu beſehen und den Handel abzuſchließen. Wilhelm ließ ſei¬ nen Felix nicht von der Seite, und freute ſich, um des Knaben willen, recht lebhaft des Beſitzes, dem man entgegen ſah. Die Lüſternheit des Kindes nach den Kirſchen und Beeren, die bald reif werden ſollten, erinnerten ihn an die Zeit ſeiner Jugend und an die vielfache Pflicht des Vaters, den ſei¬ nigen den Genuß vorzubereiten, zu verſchaf¬ fen und zu erhalten. Mit welchem Inter¬ eſſe betrachtete er die Baumſchulen und die Gebäude, wie lebhaft ſann er darauf, das Vernachläſſigte wieder herzuſtellen und das Verfallne zu erneuern. Er ſah die Welt nicht mehr wie ein Zugvogel an, ein Ge¬ bäude nicht mehr für eine geſchwind zuſam¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/227>, abgerufen am 17.05.2024.