erfüllt sind. Steile Gegenden lassen sich nur durch Umwege erklimmen, auf der Ebene führen gerade Wege von einem Ort zum andern. Lebe wohl, und gedenke mein, wenn Du genießest, was ich Dir vorbereitet habe.
Wilhelm war äußerst betroffen, er glaubte die Stimme seines Vaters zu hören, und doch war sie es auch nicht, er befand sich durch die Gegenwart und die Erinnerung in der verworrensten Lage.
Nicht lange konnte er nachdenken, als der Abbe hervortrat, und sich hinter den grünen Tisch stellte. Treten Sie herbey! rief er seinem verwunderten Freunde zu. Er trat herbey, und stieg die Stufen hinan. Auf dem Teppiche lag eine kleine Rolle. Hier ist Ihr Lehrbrief, sagte der Abbe, beherzigen Sie ihn, er ist von wichtigem Inhalt. Wil¬ helm nahm ihn auf, eröfnete ihn und las:
erfüllt ſind. Steile Gegenden laſſen ſich nur durch Umwege erklimmen, auf der Ebene führen gerade Wege von einem Ort zum andern. Lebe wohl, und gedenke mein, wenn Du genießeſt, was ich Dir vorbereitet habe.
Wilhelm war äußerſt betroffen, er glaubte die Stimme ſeines Vaters zu hören, und doch war ſie es auch nicht, er befand ſich durch die Gegenwart und die Erinnerung in der verworrenſten Lage.
Nicht lange konnte er nachdenken, als der Abbé hervortrat, und ſich hinter den grünen Tiſch ſtellte. Treten Sie herbey! rief er ſeinem verwunderten Freunde zu. Er trat herbey, und ſtieg die Stufen hinan. Auf dem Teppiche lag eine kleine Rolle. Hier iſt Ihr Lehrbrief, ſagte der Abbé, beherzigen Sie ihn, er iſt von wichtigem Inhalt. Wil¬ helm nahm ihn auf, eröfnete ihn und las:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0209"n="205"/>
erfüllt ſind. Steile Gegenden laſſen ſich nur<lb/>
durch Umwege erklimmen, auf der Ebene<lb/>
führen gerade Wege von einem Ort zum<lb/>
andern. Lebe wohl, und gedenke mein,<lb/>
wenn Du genießeſt, was ich Dir vorbereitet<lb/>
habe.</p><lb/><p>Wilhelm war äußerſt betroffen, er glaubte<lb/>
die Stimme ſeines Vaters zu hören, und<lb/>
doch war ſie es auch nicht, er befand ſich<lb/>
durch die Gegenwart und die Erinnerung in<lb/>
der verworrenſten Lage.</p><lb/><p>Nicht lange konnte er nachdenken, als<lb/>
der Abbé hervortrat, und ſich hinter den<lb/>
grünen Tiſch ſtellte. Treten Sie herbey!<lb/>
rief er ſeinem verwunderten Freunde zu. Er<lb/>
trat herbey, und ſtieg die Stufen hinan.<lb/>
Auf dem Teppiche lag eine kleine Rolle. Hier<lb/>
iſt Ihr Lehrbrief, ſagte der Abbé, beherzigen<lb/>
Sie ihn, er iſt von wichtigem Inhalt. Wil¬<lb/>
helm nahm ihn auf, eröfnete ihn und las:<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[205/0209]
erfüllt ſind. Steile Gegenden laſſen ſich nur
durch Umwege erklimmen, auf der Ebene
führen gerade Wege von einem Ort zum
andern. Lebe wohl, und gedenke mein,
wenn Du genießeſt, was ich Dir vorbereitet
habe.
Wilhelm war äußerſt betroffen, er glaubte
die Stimme ſeines Vaters zu hören, und
doch war ſie es auch nicht, er befand ſich
durch die Gegenwart und die Erinnerung in
der verworrenſten Lage.
Nicht lange konnte er nachdenken, als
der Abbé hervortrat, und ſich hinter den
grünen Tiſch ſtellte. Treten Sie herbey!
rief er ſeinem verwunderten Freunde zu. Er
trat herbey, und ſtieg die Stufen hinan.
Auf dem Teppiche lag eine kleine Rolle. Hier
iſt Ihr Lehrbrief, ſagte der Abbé, beherzigen
Sie ihn, er iſt von wichtigem Inhalt. Wil¬
helm nahm ihn auf, eröfnete ihn und las:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/209>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.