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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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an den Seiten waren schön gearbeitete
Schränke mit feinen Drathgittern verschlos¬
sen, wie man sie in Bibliotheken zu sehen
pflegt, nur sah er an statt der Bücher viele
Rollen aufgestellt. Niemand befand sich in
dem Saal; die aufgehende Sonne fiel,
durch die farbigen Fenster Wilhelmen grade
entgegen, und begrüßte ihn freundlich.

Setze Dich! rief eine Stimme, die von
dem Altare her zu tönen schien. Wilhelm
setzte sich auf einen kleinen Armstuhl, der wi¬
der den Vorschlag des Eingangs stand, es
war kein anderer Sitz im ganzen Zimmer,
er mußte sich darein ergeben, ob ihn schon
die Morgensonne blendete, der Sessel stand
fest, er konnte nur die Hand vor die Augen
halten.

Indem eröfnete sich, mit einem kleinen
Geräusche, der Vorhang über dem Altar,
und zeigte, innerhalb eines Rahmens, eine

an den Seiten waren ſchön gearbeitete
Schränke mit feinen Drathgittern verſchloſ¬
ſen, wie man ſie in Bibliotheken zu ſehen
pflegt, nur ſah er an ſtatt der Bücher viele
Rollen aufgeſtellt. Niemand befand ſich in
dem Saal; die aufgehende Sonne fiel,
durch die farbigen Fenſter Wilhelmen grade
entgegen, und begrüßte ihn freundlich.

Setze Dich! rief eine Stimme, die von
dem Altare her zu tönen ſchien. Wilhelm
ſetzte ſich auf einen kleinen Armſtuhl, der wi¬
der den Vorſchlag des Eingangs ſtand, es
war kein anderer Sitz im ganzen Zimmer,
er mußte ſich darein ergeben, ob ihn ſchon
die Morgenſonne blendete, der Seſſel ſtand
feſt, er konnte nur die Hand vor die Augen
halten.

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Geräuſche, der Vorhang über dem Altar,
und zeigte, innerhalb eines Rahmens, eine

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[200/0204] an den Seiten waren ſchön gearbeitete Schränke mit feinen Drathgittern verſchloſ¬ ſen, wie man ſie in Bibliotheken zu ſehen pflegt, nur ſah er an ſtatt der Bücher viele Rollen aufgeſtellt. Niemand befand ſich in dem Saal; die aufgehende Sonne fiel, durch die farbigen Fenſter Wilhelmen grade entgegen, und begrüßte ihn freundlich. Setze Dich! rief eine Stimme, die von dem Altare her zu tönen ſchien. Wilhelm ſetzte ſich auf einen kleinen Armſtuhl, der wi¬ der den Vorſchlag des Eingangs ſtand, es war kein anderer Sitz im ganzen Zimmer, er mußte ſich darein ergeben, ob ihn ſchon die Morgenſonne blendete, der Seſſel ſtand feſt, er konnte nur die Hand vor die Augen halten. Indem eröfnete ſich, mit einem kleinen Geräuſche, der Vorhang über dem Altar, und zeigte, innerhalb eines Rahmens, eine

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/204>, abgerufen am 23.11.2024.