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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796.

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bin gebildet genug, versetzte sie, um zu lie¬
ben und zu trauern.

Er machte sie auf ihre Gesundheit auf¬
merksam, daß sie eine anhaltende Sorgfalt
und die Leitung eines geschickten Arztes be¬
dürfe. -- Warum soll man für mich sor¬
gen, sagte sie, da so viel zu sorgen ist.

Nachdem er sich viele Mühe gegeben,
sie zu überzeugen, daß er sie jetzt nicht mit
sich nehmen könne, daß er sie zu Personen
bringen wolle, wo er sie öfters sehen werde,
schien sie von allem dem nichts gehört zu
haben. Du willst mich nicht bey Dir? sagte
sie, vielleicht ist es besser, schicke mich zum
alten Harfenspieler, der arme Mann ist so
allein.

Wilhelm suchte ihr begreiflich zu machen,
daß der Alte gut aufgehoben sey; -- ich
sehne mich jede Stunde nach ihm, versetzte
das Kind.

bin gebildet genug, verſetzte ſie, um zu lie¬
ben und zu trauern.

Er machte ſie auf ihre Geſundheit auf¬
merkſam, daß ſie eine anhaltende Sorgfalt
und die Leitung eines geſchickten Arztes be¬
dürfe. — Warum ſoll man für mich ſor¬
gen, ſagte ſie, da ſo viel zu ſorgen iſt.

Nachdem er ſich viele Mühe gegeben,
ſie zu überzeugen, daß er ſie jetzt nicht mit
ſich nehmen könne, daß er ſie zu Perſonen
bringen wolle, wo er ſie öfters ſehen werde,
ſchien ſie von allem dem nichts gehört zu
haben. Du willſt mich nicht bey Dir? ſagte
ſie, vielleicht iſt es beſſer, ſchicke mich zum
alten Harfenſpieler, der arme Mann iſt ſo
allein.

Wilhelm ſuchte ihr begreiflich zu machen,
daß der Alte gut aufgehoben ſey; — ich
ſehne mich jede Stunde nach ihm, verſetzte
das Kind.

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[186/0190] bin gebildet genug, verſetzte ſie, um zu lie¬ ben und zu trauern. Er machte ſie auf ihre Geſundheit auf¬ merkſam, daß ſie eine anhaltende Sorgfalt und die Leitung eines geſchickten Arztes be¬ dürfe. — Warum ſoll man für mich ſor¬ gen, ſagte ſie, da ſo viel zu ſorgen iſt. Nachdem er ſich viele Mühe gegeben, ſie zu überzeugen, daß er ſie jetzt nicht mit ſich nehmen könne, daß er ſie zu Perſonen bringen wolle, wo er ſie öfters ſehen werde, ſchien ſie von allem dem nichts gehört zu haben. Du willſt mich nicht bey Dir? ſagte ſie, vielleicht iſt es beſſer, ſchicke mich zum alten Harfenſpieler, der arme Mann iſt ſo allein. Wilhelm ſuchte ihr begreiflich zu machen, daß der Alte gut aufgehoben ſey; — ich ſehne mich jede Stunde nach ihm, verſetzte das Kind.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1796, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre04_1796/190>, abgerufen am 23.11.2024.