es, eine Art von productiver Imagination bey ihnen zu finden. Bey den Schauspie¬ lern ist dieses sehr auffallend. Jeder ist sehr wohl zufrieden eine schöne lobenswürdige brillante Rolle zu übernehmen; selten aber thut einer mehr, als sich mit Selbstgefällig¬ keit an die Stelle des Helden zu setzen, ohne sich im mindesten zu bekümmern, ob ihn auch jemand dafür halten werde. Aber mit Lebhaftigkeit zu umfassen was sich der Au¬ tor beym Stück gedacht hat, was man von seiner Individualität hingeben müsse um einer Rolle genug zu thun, wie man durch eigene Überzeugung, man sey ein ganz ande¬ rer Mensch, den Zuschauer gleichfalls zur Überzeugung hinreisse; wie man, durch eine innere Wahrheit der Darstellungskraft, diese Bretter in Tempel, diese Pappen in Wälder verwandelt, ist wenigen gegeben. Diese in¬ nere Stärke des Geistes, wodurch ganz al¬
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es, eine Art von productiver Imagination bey ihnen zu finden. Bey den Schauſpie¬ lern iſt dieſes ſehr auffallend. Jeder iſt ſehr wohl zufrieden eine ſchöne lobenswürdige brillante Rolle zu übernehmen; ſelten aber thut einer mehr, als ſich mit Selbſtgefällig¬ keit an die Stelle des Helden zu ſetzen, ohne ſich im mindeſten zu bekümmern, ob ihn auch jemand dafür halten werde. Aber mit Lebhaftigkeit zu umfaſſen was ſich der Au¬ tor beym Stück gedacht hat, was man von ſeiner Individualität hingeben müſſe um einer Rolle genug zu thun, wie man durch eigene Überzeugung, man ſey ein ganz ande¬ rer Menſch, den Zuſchauer gleichfalls zur Überzeugung hinreiſſe; wie man, durch eine innere Wahrheit der Darſtellungskraft, dieſe Bretter in Tempel, dieſe Pappen in Wälder verwandelt, iſt wenigen gegeben. Dieſe in¬ nere Stärke des Geiſtes, wodurch ganz al¬
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es, eine Art von productiver Imagination
bey ihnen zu finden. Bey den Schauſpie¬
lern iſt dieſes ſehr auffallend. Jeder iſt ſehr
wohl zufrieden eine ſchöne lobenswürdige
brillante Rolle zu übernehmen; ſelten aber
thut einer mehr, als ſich mit Selbſtgefällig¬
keit an die Stelle des Helden zu ſetzen, ohne
ſich im mindeſten zu bekümmern, ob ihn
auch jemand dafür halten werde. Aber mit
Lebhaftigkeit zu umfaſſen was ſich der Au¬
tor beym Stück gedacht hat, was man von
ſeiner Individualität hingeben müſſe um
einer Rolle genug zu thun, wie man durch
eigene Überzeugung, man ſey ein ganz ande¬
rer Menſch, den Zuſchauer gleichfalls zur
Überzeugung hinreiſſe; wie man, durch eine
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/86>, abgerufen am 24.11.2024.
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