Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

schaft konnte er auch die beste Einnahme
erwarten.

Sogar hatte der Umgang Wilhelms auf
ihn einigen Einfluß gehabt. Er fing an
mehr über Kunst zu sprechen, denn er war
am Ende doch ein Deutscher, und diese Na¬
tion giebt sich gern Rechenschaft von dem
was sie thut. Wilhelm schrieb sich manche
solche Unterredung auf; und wir werden, da
die Erzählung hier nicht so oft unterbrochen
werden darf, denjenigen unsrer Leser die sich
dafür interessiren, solche dramaturgische Ver¬
suche bey einer andern Gelegenheit vor¬
legen.

Besonders war Serlo eines Abends sehr
lustig, als er von der Rolle des Polonius
sprach, wie er sie zu fassen gedachte. Ich
verspreche, sagte er, diesmal einen recht wür¬
digen Mann zum Besten zu geben; ich wer¬
de die gehörige Ruhe und Sicherheit, Leer¬

ſchaft konnte er auch die beſte Einnahme
erwarten.

Sogar hatte der Umgang Wilhelms auf
ihn einigen Einfluß gehabt. Er fing an
mehr über Kunſt zu ſprechen, denn er war
am Ende doch ein Deutſcher, und dieſe Na¬
tion giebt ſich gern Rechenſchaft von dem
was ſie thut. Wilhelm ſchrieb ſich manche
ſolche Unterredung auf; und wir werden, da
die Erzählung hier nicht ſo oft unterbrochen
werden darf, denjenigen unſrer Leſer die ſich
dafür intereſſiren, ſolche dramaturgiſche Ver¬
ſuche bey einer andern Gelegenheit vor¬
legen.

Beſonders war Serlo eines Abends ſehr
luſtig, als er von der Rolle des Polonius
ſprach, wie er ſie zu faſſen gedachte. Ich
verſpreche, ſagte er, diesmal einen recht wür¬
digen Mann zum Beſten zu geben; ich wer¬
de die gehörige Ruhe und Sicherheit, Leer¬

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0075" n="69"/>
&#x017F;chaft konnte er auch die be&#x017F;te Einnahme<lb/>
erwarten.</p><lb/>
            <p>Sogar hatte der Umgang Wilhelms auf<lb/>
ihn einigen Einfluß gehabt. Er fing an<lb/>
mehr über Kun&#x017F;t zu &#x017F;prechen, denn er war<lb/>
am Ende doch ein Deut&#x017F;cher, und die&#x017F;e Na¬<lb/>
tion giebt &#x017F;ich gern Rechen&#x017F;chaft von dem<lb/>
was &#x017F;ie thut. Wilhelm &#x017F;chrieb &#x017F;ich manche<lb/>
&#x017F;olche Unterredung auf; und wir werden, da<lb/>
die Erzählung hier nicht &#x017F;o oft unterbrochen<lb/>
werden darf, denjenigen un&#x017F;rer Le&#x017F;er die &#x017F;ich<lb/>
dafür intere&#x017F;&#x017F;iren, &#x017F;olche dramaturgi&#x017F;che Ver¬<lb/>
&#x017F;uche bey einer andern Gelegenheit vor¬<lb/>
legen.</p><lb/>
            <p>Be&#x017F;onders war Serlo eines Abends &#x017F;ehr<lb/>
lu&#x017F;tig, als er von der Rolle des Polonius<lb/>
&#x017F;prach, wie er &#x017F;ie zu fa&#x017F;&#x017F;en gedachte. Ich<lb/>
ver&#x017F;preche, &#x017F;agte er, diesmal einen recht wür¬<lb/>
digen Mann zum Be&#x017F;ten zu geben; ich wer¬<lb/>
de die gehörige Ruhe und Sicherheit, Leer¬<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[69/0075] ſchaft konnte er auch die beſte Einnahme erwarten. Sogar hatte der Umgang Wilhelms auf ihn einigen Einfluß gehabt. Er fing an mehr über Kunſt zu ſprechen, denn er war am Ende doch ein Deutſcher, und dieſe Na¬ tion giebt ſich gern Rechenſchaft von dem was ſie thut. Wilhelm ſchrieb ſich manche ſolche Unterredung auf; und wir werden, da die Erzählung hier nicht ſo oft unterbrochen werden darf, denjenigen unſrer Leſer die ſich dafür intereſſiren, ſolche dramaturgiſche Ver¬ ſuche bey einer andern Gelegenheit vor¬ legen. Beſonders war Serlo eines Abends ſehr luſtig, als er von der Rolle des Polonius ſprach, wie er ſie zu faſſen gedachte. Ich verſpreche, ſagte er, diesmal einen recht wür¬ digen Mann zum Beſten zu geben; ich wer¬ de die gehörige Ruhe und Sicherheit, Leer¬

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/75
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/75>, abgerufen am 24.11.2024.