und glücklich zu machen; und gewiß sie konnte nach ihren körperlichen und geistigen Gaben, besonders wenn sich ein ansehnliches Vermö¬ gen noch mit auf die Schaale legte, auf die ersten Partien Anspruch machen. Seine Ge¬ sinnungen gegen mich gab er gleichfalls pan¬ tomimisch zu erkennen, indem er mir den Platz einer Stiftsdame verschafte, wovon ich sehr bald auch die Einkünfte zog.
Meine Schwester war mit seiner Für¬ sorge nicht so zufrieden und nicht so dankbar wie ich. Sie entdeckte mir eine Herzensan¬ gelegenheit, die sie bisher sehr weislich ver¬ borgen hatte, denn sie fürchtete wohl, was auch wirklich geschah, daß ich ihr auf alle mögliche Weise die Verbindung mit einem Manne, der ihr nicht hätte gefallen sollen, widerrathen würde. Ich that mein möglich¬ stes, und es gelang mir. Die Absichten des Oheims waren zu ernsthaft und zu deutlich,
und glücklich zu machen; und gewiß ſie konnte nach ihren körperlichen und geiſtigen Gaben, beſonders wenn ſich ein anſehnliches Vermö¬ gen noch mit auf die Schaale legte, auf die erſten Partien Anſpruch machen. Seine Ge¬ ſinnungen gegen mich gab er gleichfalls pan¬ tomimiſch zu erkennen, indem er mir den Platz einer Stiftsdame verſchafte, wovon ich ſehr bald auch die Einkünfte zog.
Meine Schweſter war mit ſeiner Für¬ ſorge nicht ſo zufrieden und nicht ſo dankbar wie ich. Sie entdeckte mir eine Herzensan¬ gelegenheit, die ſie bisher ſehr weislich ver¬ borgen hatte, denn ſie fürchtete wohl, was auch wirklich geſchah, daß ich ihr auf alle mögliche Weiſe die Verbindung mit einem Manne, der ihr nicht hätte gefallen ſollen, widerrathen würde. Ich that mein möglich¬ ſtes, und es gelang mir. Die Abſichten des Oheims waren zu ernſthaft und zu deutlich,
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und glücklich zu machen; und gewiß ſie konnte
nach ihren körperlichen und geiſtigen Gaben,
beſonders wenn ſich ein anſehnliches Vermö¬
gen noch mit auf die Schaale legte, auf die
erſten Partien Anſpruch machen. Seine Ge¬
ſinnungen gegen mich gab er gleichfalls pan¬
tomimiſch zu erkennen, indem er mir den
Platz einer Stiftsdame verſchafte, wovon ich
ſehr bald auch die Einkünfte zog.
Meine Schweſter war mit ſeiner Für¬
ſorge nicht ſo zufrieden und nicht ſo dankbar
wie ich. Sie entdeckte mir eine Herzensan¬
gelegenheit, die ſie bisher ſehr weislich ver¬
borgen hatte, denn ſie fürchtete wohl, was
auch wirklich geſchah, daß ich ihr auf alle
mögliche Weiſe die Verbindung mit einem
Manne, der ihr nicht hätte gefallen ſollen,
widerrathen würde. Ich that mein möglich¬
ſtes, und es gelang mir. Die Abſichten des
Oheims waren zu ernſthaft und zu deutlich,
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/284>, abgerufen am 06.01.2025.
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