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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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wenig, als er den Tod seines Vaters nur
mit einigen Worten angezeigt fand. Nach
einer unerwarteten kurzen Krankheit war er
aus der Welt gegangen, und hatte seine
häuslichen Angelegenheiten in der besten Ord¬
nung hinterlassen.

Diese unvermuthete Nachricht traf Wil¬
helm im Innersten. Er fühlte tief, wie un¬
empfindlich man oft Freunde und Verwand¬
te, so lange sie sich mit uns des irdischen
Aufenthaltes erfreuen, vernachlässigt, und
nur dann erst die Versäumniß bereut, wenn
das schöne Verhältniß wenigstens für die߬
mal aufgehoben ist. Auch konnte der Schmerz
über das zeitige Absterben des braven Man¬
nes nur durch das Gefühl gelindert werden,
daß er auf der Welt wenig geliebt, und durch
die Überzeugung, daß er wenig genossen habe.

Wilhelms Gedanken wandten sich nun
bald auf seine eigenen Verhältnisse, und er

wenig, als er den Tod ſeines Vaters nur
mit einigen Worten angezeigt fand. Nach
einer unerwarteten kurzen Krankheit war er
aus der Welt gegangen, und hatte ſeine
häuslichen Angelegenheiten in der beſten Ord¬
nung hinterlaſſen.

Dieſe unvermuthete Nachricht traf Wil¬
helm im Innerſten. Er fühlte tief, wie un¬
empfindlich man oft Freunde und Verwand¬
te, ſo lange ſie ſich mit uns des irdiſchen
Aufenthaltes erfreuen, vernachläſſigt, und
nur dann erſt die Verſäumniß bereut, wenn
das ſchöne Verhältniß wenigſtens für die߬
mal aufgehoben iſt. Auch konnte der Schmerz
über das zeitige Abſterben des braven Man¬
nes nur durch das Gefühl gelindert werden,
daß er auf der Welt wenig geliebt, und durch
die Überzeugung, daß er wenig genoſſen habe.

Wilhelms Gedanken wandten ſich nun
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[13/0019] wenig, als er den Tod ſeines Vaters nur mit einigen Worten angezeigt fand. Nach einer unerwarteten kurzen Krankheit war er aus der Welt gegangen, und hatte ſeine häuslichen Angelegenheiten in der beſten Ord¬ nung hinterlaſſen. Dieſe unvermuthete Nachricht traf Wil¬ helm im Innerſten. Er fühlte tief, wie un¬ empfindlich man oft Freunde und Verwand¬ te, ſo lange ſie ſich mit uns des irdiſchen Aufenthaltes erfreuen, vernachläſſigt, und nur dann erſt die Verſäumniß bereut, wenn das ſchöne Verhältniß wenigſtens für die߬ mal aufgehoben iſt. Auch konnte der Schmerz über das zeitige Abſterben des braven Man¬ nes nur durch das Gefühl gelindert werden, daß er auf der Welt wenig geliebt, und durch die Überzeugung, daß er wenig genoſſen habe. Wilhelms Gedanken wandten ſich nun bald auf ſeine eigenen Verhältniſſe, und er

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/19>, abgerufen am 21.11.2024.