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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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du schiebst doch den Riegel nicht vor? Diese
Worte setzten ihn als er auf seine Stube
kam, in ziemliche Verlegenheit; denn die
Vermuthung, daß der Gast der vorigen
Nacht Philine gewesen, ward dadurch be¬
stärkt, und wir sind auch genöthigt uns zu
dieser Meynung zu schlagen, besonders da
wir die Ursachen, welche ihn hierüber zwei¬
felhaft machten und ihm einen andern son¬
derbaren Argwohn einflößen mußten, nicht
entdecken können. Er ging unruhig einige¬
mal in seinem Zimmer auf und ab, und hatte
wirklich den Riegel noch nicht vorgeschoben.

Auf einmal stürzte Mignon in das Zim¬
mer, faßte ihn an und rief: Meister! rette
das Haus! es brennt! Wilhelm sprang vor
die Thüre und ein gewaltiger Rauch drängte
sich die obere Treppe herunter ihm entgegen.
Auf der Gasse hörte man schon das Feuer¬
geschrey, und der Harfenspieler kam, sein In¬

du ſchiebſt doch den Riegel nicht vor? Dieſe
Worte ſetzten ihn als er auf ſeine Stube
kam, in ziemliche Verlegenheit; denn die
Vermuthung, daß der Gaſt der vorigen
Nacht Philine geweſen, ward dadurch be¬
ſtärkt, und wir ſind auch genöthigt uns zu
dieſer Meynung zu ſchlagen, beſonders da
wir die Urſachen, welche ihn hierüber zwei¬
felhaft machten und ihm einen andern ſon¬
derbaren Argwohn einflößen mußten, nicht
entdecken können. Er ging unruhig einige¬
mal in ſeinem Zimmer auf und ab, und hatte
wirklich den Riegel noch nicht vorgeſchoben.

Auf einmal ſtürzte Mignon in das Zim¬
mer, faßte ihn an und rief: Meiſter! rette
das Haus! es brennt! Wilhelm ſprang vor
die Thüre und ein gewaltiger Rauch drängte
ſich die obere Treppe herunter ihm entgegen.
Auf der Gaſſe hörte man ſchon das Feuer¬
geſchrey, und der Harfenſpieler kam, ſein In¬

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[133/0139] du ſchiebſt doch den Riegel nicht vor? Dieſe Worte ſetzten ihn als er auf ſeine Stube kam, in ziemliche Verlegenheit; denn die Vermuthung, daß der Gaſt der vorigen Nacht Philine geweſen, ward dadurch be¬ ſtärkt, und wir ſind auch genöthigt uns zu dieſer Meynung zu ſchlagen, beſonders da wir die Urſachen, welche ihn hierüber zwei¬ felhaft machten und ihm einen andern ſon¬ derbaren Argwohn einflößen mußten, nicht entdecken können. Er ging unruhig einige¬ mal in ſeinem Zimmer auf und ab, und hatte wirklich den Riegel noch nicht vorgeſchoben. Auf einmal ſtürzte Mignon in das Zim¬ mer, faßte ihn an und rief: Meiſter! rette das Haus! es brennt! Wilhelm ſprang vor die Thüre und ein gewaltiger Rauch drängte ſich die obere Treppe herunter ihm entgegen. Auf der Gaſſe hörte man ſchon das Feuer¬ geſchrey, und der Harfenſpieler kam, ſein In¬

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/139>, abgerufen am 21.11.2024.