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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795.

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Monate hernach auf das erwünschteste beför¬
dert wurde, ließ er mir seine Hand nochmals
antragen, freylich mit der Bedingung, daß
ich als Gattin eines Mannes, der ein Haus
machen müßte, meine Gesinnungen würde zu
ändern haben. Ich dankte höflich, und eilte
mit Herz und Sinn von dieser Geschichte
weg, wie man sich aus dem Schauspielhause
heraus sehnt, wenn der Vorhang gefallen
ist. Und da er kurze Zeit darauf, wie es
ihm nun sehr leicht war, eine reiche und an¬
sehnliche Partie gefunden hatte, und ich ihn
nach seiner Art glücklich wußte, so war meine
Beruhigung ganz vollkommen.

Ich darf nicht mit Stillschweigen überge¬
hen, daß einigemal, noch eh er eine Bedie¬
nung erhielt, auch nachher ansehnliche Hei¬
rathsanträge an mich gethan wurden, die ich
aber ganz ohne Bedenken ausschlug, so sehr
Vater und Mutter mehr Nachgiebigkeit von
meiner Seite gewünscht hätten.

Monate hernach auf das erwünſchteſte beför¬
dert wurde, ließ er mir ſeine Hand nochmals
antragen, freylich mit der Bedingung, daß
ich als Gattin eines Mannes, der ein Haus
machen müßte, meine Geſinnungen würde zu
ändern haben. Ich dankte höflich, und eilte
mit Herz und Sinn von dieſer Geſchichte
weg, wie man ſich aus dem Schauſpielhauſe
heraus ſehnt, wenn der Vorhang gefallen
iſt. Und da er kurze Zeit darauf, wie es
ihm nun ſehr leicht war, eine reiche und an¬
ſehnliche Partie gefunden hatte, und ich ihn
nach ſeiner Art glücklich wußte, ſo war meine
Beruhigung ganz vollkommen.

Ich darf nicht mit Stillſchweigen überge¬
hen, daß einigemal, noch eh er eine Bedie¬
nung erhielt, auch nachher anſehnliche Hei¬
rathsanträge an mich gethan wurden, die ich
aber ganz ohne Bedenken ausſchlug, ſo ſehr
Vater und Mutter mehr Nachgiebigkeit von
meiner Seite gewünſcht hätten.

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[271/0277] Monate hernach auf das erwünſchteſte beför¬ dert wurde, ließ er mir ſeine Hand nochmals antragen, freylich mit der Bedingung, daß ich als Gattin eines Mannes, der ein Haus machen müßte, meine Geſinnungen würde zu ändern haben. Ich dankte höflich, und eilte mit Herz und Sinn von dieſer Geſchichte weg, wie man ſich aus dem Schauſpielhauſe heraus ſehnt, wenn der Vorhang gefallen iſt. Und da er kurze Zeit darauf, wie es ihm nun ſehr leicht war, eine reiche und an¬ ſehnliche Partie gefunden hatte, und ich ihn nach ſeiner Art glücklich wußte, ſo war meine Beruhigung ganz vollkommen. Ich darf nicht mit Stillſchweigen überge¬ hen, daß einigemal, noch eh er eine Bedie¬ nung erhielt, auch nachher anſehnliche Hei¬ rathsanträge an mich gethan wurden, die ich aber ganz ohne Bedenken ausſchlug, ſo ſehr Vater und Mutter mehr Nachgiebigkeit von meiner Seite gewünſcht hätten.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/277>, abgerufen am 27.12.2024.