derwärtigkeiten, die am Hofe und in der Stadt große Bewegungen erregten, und ich möchte beynahe sagen, manches Skandal verursachten. Der Zeitpunct war gekommen, in welchem unser Oberhofprediger, dieser große Widersacher der herrnhuthischen Ge¬ meinde, zu seiner gesegneten Demüthigung entdecken sollte, daß seine besten und sonst anhänglichsten Zuhörer sich sämmtlich auf die Seite der Gemeinde neigten. Er war äußerst gekränkt, vergaß im ersten Augen¬ blicke alle Mäßigung und konnte in der Folge sich nicht, selbst wenn er gewollt hät¬ te, zurück ziehn. Es gab heftige Debatten, bey denen ich glücklicher weise nicht genannt wurde, da ich nur ein zufälliges Mitglied der so sehr verhaßten Zusammenkünfte war, und unser eifriger Führer meinen Vater und meinen Freund in bürgerlichen Angelegenhei¬ ten nicht entbehren konnte. Ich erhielt mei¬
derwärtigkeiten, die am Hofe und in der Stadt große Bewegungen erregten, und ich möchte beynahe ſagen, manches Skandal verurſachten. Der Zeitpunct war gekommen, in welchem unſer Oberhofprediger, dieſer große Widerſacher der herrnhuthiſchen Ge¬ meinde, zu ſeiner geſegneten Demüthigung entdecken ſollte, daß ſeine beſten und ſonſt anhänglichſten Zuhörer ſich ſämmtlich auf die Seite der Gemeinde neigten. Er war äußerſt gekränkt, vergaß im erſten Augen¬ blicke alle Mäßigung und konnte in der Folge ſich nicht, ſelbſt wenn er gewollt hät¬ te, zurück ziehn. Es gab heftige Debatten, bey denen ich glücklicher weiſe nicht genannt wurde, da ich nur ein zufälliges Mitglied der ſo ſehr verhaßten Zuſammenkünfte war, und unſer eifriger Führer meinen Vater und meinen Freund in bürgerlichen Angelegenhei¬ ten nicht entbehren konnte. Ich erhielt mei¬
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derwärtigkeiten, die am Hofe und in der
Stadt große Bewegungen erregten, und ich
möchte beynahe ſagen, manches Skandal
verurſachten. Der Zeitpunct war gekommen,
in welchem unſer Oberhofprediger, dieſer
große Widerſacher der herrnhuthiſchen Ge¬
meinde, zu ſeiner geſegneten Demüthigung
entdecken ſollte, daß ſeine beſten und ſonſt
anhänglichſten Zuhörer ſich ſämmtlich auf
die Seite der Gemeinde neigten. Er war
äußerſt gekränkt, vergaß im erſten Augen¬
blicke alle Mäßigung und konnte in der
Folge ſich nicht, ſelbſt wenn er gewollt hät¬
te, zurück ziehn. Es gab heftige Debatten,
bey denen ich glücklicher weiſe nicht genannt
wurde, da ich nur ein zufälliges Mitglied
der ſo ſehr verhaßten Zuſammenkünfte war,
und unſer eifriger Führer meinen Vater und
meinen Freund in bürgerlichen Angelegenhei¬
ten nicht entbehren konnte. Ich erhielt mei¬
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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1795, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre03_1795/324>, abgerufen am 27.12.2024.
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