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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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die Zuschauer sitzen, in dem andern die
Schauspieler seyn, da denn das Proscenium
abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen
sollte. Der Vater hatte seinem Freunde das
alles zu veranstalten erlaubt, er selbst schien
nur durch die Finger zu sehen, nach dem
Grundsatze, man müsse den Kindern nicht
merken lassen, wie lieb man sie habe, sie
griffen immer zu weit um sich; er meynte,
man müsse bey ihren Freuden ernst scheinen,
und sie ihnen manchmal verderben, damit
ihre Zufriedenheit sie nicht übermäßig und
übermüthig mache.


die Zuſchauer ſitzen, in dem andern die
Schauſpieler ſeyn, da denn das Proſcenium
abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen
ſollte. Der Vater hatte ſeinem Freunde das
alles zu veranſtalten erlaubt, er ſelbſt ſchien
nur durch die Finger zu ſehen, nach dem
Grundſatze, man müſſe den Kindern nicht
merken laſſen, wie lieb man ſie habe, ſie
griffen immer zu weit um ſich; er meynte,
man müſſe bey ihren Freuden ernſt ſcheinen,
und ſie ihnen manchmal verderben, damit
ihre Zufriedenheit ſie nicht übermäßig und
übermüthig mache.


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[39/0047] die Zuſchauer ſitzen, in dem andern die Schauſpieler ſeyn, da denn das Proſcenium abermals die Öfnung der Thüre ausfüllen ſollte. Der Vater hatte ſeinem Freunde das alles zu veranſtalten erlaubt, er ſelbſt ſchien nur durch die Finger zu ſehen, nach dem Grundſatze, man müſſe den Kindern nicht merken laſſen, wie lieb man ſie habe, ſie griffen immer zu weit um ſich; er meynte, man müſſe bey ihren Freuden ernſt ſcheinen, und ſie ihnen manchmal verderben, damit ihre Zufriedenheit ſie nicht übermäßig und übermüthig mache.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/47>, abgerufen am 24.11.2024.