der aufgestellt, einige Nachbarskinder gebe¬ ten und das Stück wiederhohlt.
Hatte ich das erstemal die Freude der Ueberraschung und des Staunens, so war zum zweytenmale die Wollust des Aufmer¬ kens und Forschens groß. Wie das zugehe? war jetzt mein Anliegen. Daß die Puppen nicht selbst redeten, hatte ich mir schon das erstemal gesagt, daß sie sich nicht von selbst bewegten, vermuthete ich auch; aber warum das alles doch so hübsch war? und es doch so aussah, als wenn sie selbst redeten und sich bewegten? und wo die Lichter und die Leute seyn möchten? diese Räthsel beunru¬ higten mich um desto mehr, je mehr ich wünschte, zugleich unter den Bezauberten und Zauberern zu seyn, zugleich meine Hände verdeckt im Spiel zu haben und als Zu¬ schauer die Freude der Illusion zu genießen.
Das Stück war zu Ende, man machte
der aufgeſtellt, einige Nachbarskinder gebe¬ ten und das Stück wiederhohlt.
Hatte ich das erſtemal die Freude der Ueberraſchung und des Staunens, ſo war zum zweytenmale die Wolluſt des Aufmer¬ kens und Forſchens groß. Wie das zugehe? war jetzt mein Anliegen. Daß die Puppen nicht ſelbſt redeten, hatte ich mir ſchon das erſtemal geſagt, daß ſie ſich nicht von ſelbſt bewegten, vermuthete ich auch; aber warum das alles doch ſo hübſch war? und es doch ſo ausſah, als wenn ſie ſelbſt redeten und ſich bewegten? und wo die Lichter und die Leute ſeyn möchten? dieſe Räthſel beunru¬ higten mich um deſto mehr, je mehr ich wünſchte, zugleich unter den Bezauberten und Zauberern zu ſeyn, zugleich meine Hände verdeckt im Spiel zu haben und als Zu¬ ſchauer die Freude der Illuſion zu genießen.
Das Stück war zu Ende, man machte
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0038"n="30"/>
der aufgeſtellt, einige Nachbarskinder gebe¬<lb/>
ten und das Stück wiederhohlt.</p><lb/><p>Hatte ich das erſtemal die Freude der<lb/>
Ueberraſchung und des Staunens, ſo war<lb/>
zum zweytenmale die Wolluſt des Aufmer¬<lb/>
kens und Forſchens groß. <hirendition="#g">Wie</hi> das zugehe?<lb/>
war jetzt mein Anliegen. Daß die Puppen<lb/>
nicht ſelbſt redeten, hatte ich mir ſchon das<lb/>
erſtemal geſagt, daß ſie ſich nicht von ſelbſt<lb/>
bewegten, vermuthete ich auch; aber warum<lb/>
das alles doch ſo hübſch war? und es doch<lb/>ſo ausſah, als wenn ſie ſelbſt redeten und<lb/>ſich bewegten? und wo die Lichter und die<lb/>
Leute ſeyn möchten? dieſe Räthſel beunru¬<lb/>
higten mich um deſto mehr, je mehr ich<lb/>
wünſchte, zugleich unter den Bezauberten und<lb/>
Zauberern zu ſeyn, zugleich meine Hände<lb/>
verdeckt im Spiel zu haben und als Zu¬<lb/>ſchauer die Freude der Illuſion zu genießen.</p><lb/><p>Das Stück war zu Ende, man machte<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[30/0038]
der aufgeſtellt, einige Nachbarskinder gebe¬
ten und das Stück wiederhohlt.
Hatte ich das erſtemal die Freude der
Ueberraſchung und des Staunens, ſo war
zum zweytenmale die Wolluſt des Aufmer¬
kens und Forſchens groß. Wie das zugehe?
war jetzt mein Anliegen. Daß die Puppen
nicht ſelbſt redeten, hatte ich mir ſchon das
erſtemal geſagt, daß ſie ſich nicht von ſelbſt
bewegten, vermuthete ich auch; aber warum
das alles doch ſo hübſch war? und es doch
ſo ausſah, als wenn ſie ſelbſt redeten und
ſich bewegten? und wo die Lichter und die
Leute ſeyn möchten? dieſe Räthſel beunru¬
higten mich um deſto mehr, je mehr ich
wünſchte, zugleich unter den Bezauberten und
Zauberern zu ſeyn, zugleich meine Hände
verdeckt im Spiel zu haben und als Zu¬
ſchauer die Freude der Illuſion zu genießen.
Das Stück war zu Ende, man machte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/38>, abgerufen am 27.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.