Mein einziger Wunsch war nunmehr, fuhr Wilhelm fort, eine zweyte Aufführung des Stücks zu sehen. Ich lag der Mutter an, und diese suchte zu einer gelegenen Stunde den Vater zu bereden; allein ihre Mühe war vergebens. Er behauptete, nur ein sel¬ tenes Vergnügen könne bey den Menschen einen Werth haben, Kinder und Alte wü߬ ten nicht zu schätzen, was ihnen Gutes täg¬ lich begegnete.
Wir hätten auch noch lange, vielleicht bis wieder Weihnachten, warten müssen, hät¬ te nicht der Erbauer und heimliche Director unsers Schauspiels selbst Lust gefühlt, die Vorstellung zu wiederholen und dabey in
Viertes Capitel.
Mein einziger Wunſch war nunmehr, fuhr Wilhelm fort, eine zweyte Aufführung des Stücks zu ſehen. Ich lag der Mutter an, und dieſe ſuchte zu einer gelegenen Stunde den Vater zu bereden; allein ihre Mühe war vergebens. Er behauptete, nur ein ſel¬ tenes Vergnügen könne bey den Menſchen einen Werth haben, Kinder und Alte wü߬ ten nicht zu ſchätzen, was ihnen Gutes täg¬ lich begegnete.
Wir hätten auch noch lange, vielleicht bis wieder Weihnachten, warten müſſen, hät¬ te nicht der Erbauer und heimliche Director unſers Schauſpiels ſelbſt Luſt gefühlt, die Vorſtellung zu wiederholen und dabey in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0036"n="20[28]"/></div><divn="3"><head><hirendition="#g">Viertes Capitel</hi>.<lb/></head><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p><hirendition="#in">M</hi>ein einziger Wunſch war nunmehr, fuhr<lb/>
Wilhelm fort, eine zweyte Aufführung des<lb/>
Stücks zu ſehen. Ich lag der Mutter an,<lb/>
und dieſe ſuchte zu einer gelegenen Stunde<lb/>
den Vater zu bereden; allein ihre Mühe<lb/>
war vergebens. Er behauptete, nur ein ſel¬<lb/>
tenes Vergnügen könne bey den Menſchen<lb/>
einen Werth haben, Kinder und Alte wü߬<lb/>
ten nicht zu ſchätzen, was ihnen Gutes täg¬<lb/>
lich begegnete.</p><lb/><p>Wir hätten auch noch lange, vielleicht<lb/>
bis wieder Weihnachten, warten müſſen, hät¬<lb/>
te nicht der Erbauer und heimliche Director<lb/>
unſers Schauſpiels ſelbſt Luſt gefühlt, die<lb/>
Vorſtellung zu wiederholen und dabey in<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[20[28]/0036]
Viertes Capitel.
Mein einziger Wunſch war nunmehr, fuhr
Wilhelm fort, eine zweyte Aufführung des
Stücks zu ſehen. Ich lag der Mutter an,
und dieſe ſuchte zu einer gelegenen Stunde
den Vater zu bereden; allein ihre Mühe
war vergebens. Er behauptete, nur ein ſel¬
tenes Vergnügen könne bey den Menſchen
einen Werth haben, Kinder und Alte wü߬
ten nicht zu ſchätzen, was ihnen Gutes täg¬
lich begegnete.
Wir hätten auch noch lange, vielleicht
bis wieder Weihnachten, warten müſſen, hät¬
te nicht der Erbauer und heimliche Director
unſers Schauſpiels ſelbſt Luſt gefühlt, die
Vorſtellung zu wiederholen und dabey in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 20[28]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/36>, abgerufen am 27.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.