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Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

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genblicke geschieht, da wir eine Höhe glück¬
lich erreicht haben, von welcher wir uns um¬
sehen und den zurückgelegten Weg über¬
schauen können. Es ist so angenehm, selbst¬
zufrieden, sich mancher Hindernisse zu erin¬
nern, die wir oft mit einem peinlichen Ge¬
fühle für unüberwindlich hielten, und dasje¬
nige, was wir jetzt entwickelt sind, mit dem
zu vergleichen, was wir damals unentwickelt
waren. Aber unaussprechlich glücklich fühl'
ich mich jetzt, da ich in diesem Augenblicke
mit dir von dem Vergangnen rede, weil ich
zugleich vorwärts in das reizende Land
schaue, das wir zusammen Hand in Hand
durchwandern können.

Wie war es mit dem Ballet? fiel die
Alte ihm ein. Ich fürchte, es ist nicht alles
abgelaufen, wie es sollte.

O ja, versetzte Wilhelm: sehr gut! Von
jenen wunderlichen Sprüngen der Mohren

genblicke geſchieht, da wir eine Höhe glück¬
lich erreicht haben, von welcher wir uns um¬
ſehen und den zurückgelegten Weg über¬
ſchauen können. Es iſt ſo angenehm, ſelbſt¬
zufrieden, ſich mancher Hinderniſſe zu erin¬
nern, die wir oft mit einem peinlichen Ge¬
fühle für unüberwindlich hielten, und dasje¬
nige, was wir jetzt entwickelt ſind, mit dem
zu vergleichen, was wir damals unentwickelt
waren. Aber unausſprechlich glücklich fühl’
ich mich jetzt, da ich in dieſem Augenblicke
mit dir von dem Vergangnen rede, weil ich
zugleich vorwärts in das reizende Land
ſchaue, das wir zuſammen Hand in Hand
durchwandern können.

Wie war es mit dem Ballet? fiel die
Alte ihm ein. Ich fürchte, es iſt nicht alles
abgelaufen, wie es ſollte.

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jenen wunderlichen Sprüngen der Mohren

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[25/0033] genblicke geſchieht, da wir eine Höhe glück¬ lich erreicht haben, von welcher wir uns um¬ ſehen und den zurückgelegten Weg über¬ ſchauen können. Es iſt ſo angenehm, ſelbſt¬ zufrieden, ſich mancher Hinderniſſe zu erin¬ nern, die wir oft mit einem peinlichen Ge¬ fühle für unüberwindlich hielten, und dasje¬ nige, was wir jetzt entwickelt ſind, mit dem zu vergleichen, was wir damals unentwickelt waren. Aber unausſprechlich glücklich fühl’ ich mich jetzt, da ich in dieſem Augenblicke mit dir von dem Vergangnen rede, weil ich zugleich vorwärts in das reizende Land ſchaue, das wir zuſammen Hand in Hand durchwandern können. Wie war es mit dem Ballet? fiel die Alte ihm ein. Ich fürchte, es iſt nicht alles abgelaufen, wie es ſollte. O ja, verſetzte Wilhelm: ſehr gut! Von jenen wunderlichen Sprüngen der Mohren

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/33>, abgerufen am 27.04.2024.