Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795.

Bild:
<< vorherige Seite

er uns etwas Näheres von seinen Umstän¬
den entdeckt hätte. Ich müßte mich sehr ir¬
ren, wenn ich ihn nicht schon irgendwo ge¬
sprochen hätte.

Und doch könntet ihr euch, sagte Philine,
darin wirklich irren. Dieser Mann hat ei¬
gentlich nur das falsche Ansehn eines Be¬
kannten, weil er aussieht wie ein Mensch,
und nicht wie Hans oder Kunz.

Was soll das heißen, sagte Laertes, sehen
wir nicht auch aus wie Menschen?

Ich weiß, was ich sage, versetzte Philine,
und wenn ihr mich nicht begreift, so laßt's
gut seyn. Ich werde nicht am Ende noch
gar meine Worte auslegen sollen.

Zwey Kutschen fuhren vor. Man lobte
die Sorgfalt des Laertes, der sie bestellt hat¬
te. Philine nahm neben Madam Melina
Wilhelmen gegenüber Platz, und die übrigen
richteten sich ein, so gut sie konnten. Laertes

er uns etwas Näheres von ſeinen Umſtän¬
den entdeckt hätte. Ich müßte mich ſehr ir¬
ren, wenn ich ihn nicht ſchon irgendwo ge¬
ſprochen hätte.

Und doch könntet ihr euch, ſagte Philine,
darin wirklich irren. Dieſer Mann hat ei¬
gentlich nur das falſche Anſehn eines Be¬
kannten, weil er ausſieht wie ein Menſch,
und nicht wie Hans oder Kunz.

Was ſoll das heißen, ſagte Laertes, ſehen
wir nicht auch aus wie Menſchen?

Ich weiß, was ich ſage, verſetzte Philine,
und wenn ihr mich nicht begreift, ſo laßt’s
gut ſeyn. Ich werde nicht am Ende noch
gar meine Worte auslegen ſollen.

Zwey Kutſchen fuhren vor. Man lobte
die Sorgfalt des Laertes, der ſie beſtellt hat¬
te. Philine nahm neben Madam Melina
Wilhelmen gegenüber Platz, und die übrigen
richteten ſich ein, ſo gut ſie konnten. Laertes

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0319" n="311"/>
er uns etwas Näheres von &#x017F;einen Um&#x017F;tän¬<lb/>
den entdeckt hätte. Ich müßte mich &#x017F;ehr ir¬<lb/>
ren, wenn ich ihn nicht &#x017F;chon irgendwo ge¬<lb/>
&#x017F;prochen hätte.</p><lb/>
            <p>Und doch könntet ihr euch, &#x017F;agte Philine,<lb/>
darin wirklich irren. Die&#x017F;er Mann hat ei¬<lb/>
gentlich nur das fal&#x017F;che An&#x017F;ehn eines Be¬<lb/>
kannten, weil er aus&#x017F;ieht wie ein Men&#x017F;ch,<lb/>
und nicht wie Hans oder Kunz.</p><lb/>
            <p>Was &#x017F;oll das heißen, &#x017F;agte Laertes, &#x017F;ehen<lb/>
wir nicht auch aus wie Men&#x017F;chen?</p><lb/>
            <p>Ich weiß, was ich &#x017F;age, ver&#x017F;etzte Philine,<lb/>
und wenn ihr mich nicht begreift, &#x017F;o laßt&#x2019;s<lb/>
gut &#x017F;eyn. Ich werde nicht am Ende noch<lb/>
gar meine Worte auslegen &#x017F;ollen.</p><lb/>
            <p>Zwey Kut&#x017F;chen fuhren vor. Man lobte<lb/>
die Sorgfalt des Laertes, der &#x017F;ie be&#x017F;tellt hat¬<lb/>
te. Philine nahm neben Madam Melina<lb/>
Wilhelmen gegenüber Platz, und die übrigen<lb/>
richteten &#x017F;ich ein, &#x017F;o gut &#x017F;ie konnten. Laertes<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[311/0319] er uns etwas Näheres von ſeinen Umſtän¬ den entdeckt hätte. Ich müßte mich ſehr ir¬ ren, wenn ich ihn nicht ſchon irgendwo ge¬ ſprochen hätte. Und doch könntet ihr euch, ſagte Philine, darin wirklich irren. Dieſer Mann hat ei¬ gentlich nur das falſche Anſehn eines Be¬ kannten, weil er ausſieht wie ein Menſch, und nicht wie Hans oder Kunz. Was ſoll das heißen, ſagte Laertes, ſehen wir nicht auch aus wie Menſchen? Ich weiß, was ich ſage, verſetzte Philine, und wenn ihr mich nicht begreift, ſo laßt’s gut ſeyn. Ich werde nicht am Ende noch gar meine Worte auslegen ſollen. Zwey Kutſchen fuhren vor. Man lobte die Sorgfalt des Laertes, der ſie beſtellt hat¬ te. Philine nahm neben Madam Melina Wilhelmen gegenüber Platz, und die übrigen richteten ſich ein, ſo gut ſie konnten. Laertes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/319
Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Wilhelm Meisters Lehrjahre. Bd. 1. Berlin, 1795, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_lehrjahre01_1795/319>, abgerufen am 25.11.2024.